Bayer-Star Adler: Ich habe eine Ausstiegsklausel

  • Nationaltorwart René Adler schafft endlich Klarheit. Der Bayer-Star betätigt einen Bericht von SPORT BILD: "Ja, ich habe diese Ausstiegsklausel." Im Interview verrät er, dass er den Traum hat, irgendwann im Ausland zu spielen. Und erklärt, was sich in Leverkusen unter Neu-Trainer Jupp Heynckes alles verändert hat.


    SPORT BILD online: Herr Adler. Schalkes Manuel Neuer ist als U21-Europameister an Ihnen vorbeigezogen. Bremens Tim Wiese kann immerhin den DFB-Pokal-Sieg als Erfolg vorweisen. Da stehen Sie, mit Blick auf die WM 2010, unter Zugzwang, oder?


    René Adler (24): Manuel hat großen Anteil am Titel und hat hervorragend gehalten. Was nützt es, wenn ich mich gedanklich auf Nebenkriegsschauplätzen aufhalte? Es ist mir zu Kräfte zehrend und es wäre falsch eingesetzte Energie, wenn ich in einer Tour auf andere schiele. Meine Leistung zählt. Und die muss besser werden als vergangene Saison.


    Tim Wiese spielt als Einziger international.


    Das ist sicher nicht von Nachteil. Nichts desto trotz habe ich es selber in der Hand. Ich werde dem Bundestrainer die Entscheidung sehr schwer machen, an mir vorbei zu kommen.


    Ihre Leistung war vergangene Saison nicht fehlerfrei. Es ist nicht lange her, da befand Bundestorwarttrainer Andreas Köpke: "Es gibt eine Reihe sehr guter Leute, aber keinen Weltklassetorwart." Oliver Kahn bemängelte, dass alle Torhüter nicht mehr die höchste Konstanz hätten. Ist es so dramatisch?


    Die Torwartposition wird auch im kommenden Jahr bei der WM sehr gut besetzt sein. Da mache ich mir keine Sorgen. Unter den vier Kandidaten sind mit Manu und mir zwei Kandidaten, die noch sehr jung sind. Und bei niemandem zeigt die Entwicklung zu jeder Zeit steil nach oben. Das war und ist bei keinem Torwart der Welt so. Man muss solche Phasen jedem jungen Spieler zugestehen.


    Bayer zerstörte sich durch eine solche Schwäche-Phase die vergangene Saison. Was hat die Mannschaft daraus gelernt?


    Für viele von uns war es das erste Mal, so einen Gegenwind zu erfahren. Wir haben uns alle an die eigene Nase gefasst und in vielen Gesprächen die Fehler analysiert. Wir werden künftig schneller gegensteuern. Es war ein wichtiger Entwicklungsschritt. Und eines darf man nicht vergessen.


    Nämlich?


    Uns fehlten gestandene Spieler wie Sergej Barbarez, Bernd Schneider oder Carsten Ramelow, die wissen, wie man in solchen Situation zu reagieren hat. Da wurden Jungs, die noch in der Entwicklung stehen, plötzlich in die Rolle von Führungsspielern gedrängt. Das ist nicht einfach, bringt einen aber enorm weiter.


    Warum?


    Ich übernehme mit meinen 24 Jahren eine Rolle in unserem Verein, die andere Spieler erst mit 28 Jahren innehaben. Sicher mache ich aus der mangelnden Erfahrung heraus nicht alles richtig. Aber prinzipiell bin ich froh, so schnell die Chance zu bekommen, mich als Führungsspieler zu beweisen.


    Also muss man sich keine Sorgen machen, dass Sie mundtot gemacht worden sind. Immerhin hat Rudi Völler Sie vergangene Saison scharf kritisiert, nachdem Sie auf Missstände in der Mannschaft hingewiesen haben.


    Mit mundtot machen hat das nichts zu tun. Und mit Rudi Völler war die Sache am nächsten Tag ausgeräumt. Nichts desto trotz sehe ich es als meine Aufgabe, in gewissen Situationen Kritik zu üben. Mein Wort hat Gewicht in der Mannschaft. Mir wird zugehört. Es geht schließlich darum, der Mannschaft weiterzuhelfen. Und Jupp Heynckes betont es auch immer wieder, dass er mündige Spieler will.


    Was verlangt Jupp Heynckes sonst noch? Was fällt auf?


    Ökonomisch ist das Wort, das wir immer wieder von ihm hören. Wir haben in der vergangenen Saison unheimlich hohen Aufwand betrieben. Permanent Pressing zu spielen ist heftig. Aber es muss nicht jeder Spieler 13 Kilometer pro Spiel rennen. Das klingt zwar toll, aber wenn man in einem kompakten System steht, dann reichen auch zehn oder elf Kilometer Laufleistung. Jupp Heynckes legt nun viel mehr Wert auf die Abwehrarbeit.


    Was zeichnet ihn noch aus?


    Er verlangt Ordnung und Disziplin. Beim Warmlaufen sollen wir Dreierreihen bilden und es darf nicht geredet werden. Auch nicht beim Dehnen.


    Klingt streng.


    Er bringt ein paar erzieherische Maßnahmen mit ein. Aber gleichzeitig gibt er auch etwas zurück. Wenn wir gut trainiert haben, ist er bereit, Freiräume zu geben. Zum Beispiel einen freien Nachmittag. Er geht neben der Mannschaft zugleich auf alle individuell ein. Er hat ein super Fingerspitzengefühl.


    Sie sollen sich einen Masterplan für Ihre Karriere zurecht gelegt haben. Wie lautet der?


    Es ist wichtig, dass man sich strukturiert mit seiner Karriereplanung auseinander setzt. Aber dieser Plan ist etwas sehr persönliches. Da rede ich höchstens mit zwei Leuten drüber.


    Ist die Teilnahme an der WM 2010 in diesem Plan enthalten?


    Ja, die spielt eine elementare Rolle.


    Und irgendwann beinhaltet er, dass Sie Bayer dank Ihrer Ausstiegsklausel verlassen.


    Ich bin ehrlich. Und ich fände es absurd, diesen Fakt zu verheimlichen. Ja, ich habe diese Ausstiegsklausel. Ich habe sicher auch den Traum, irgendwann im Ausland zu spielen. Dieser Traum hat auch nichts mit Respektlosigkeit gegenüber Bayer zu tun. Ich spiele hier seit neun Jahren. Mein Herzblut ist hier sehr hoch. Momentan ist es auch kein Thema, weil hier was entsteht. Aber ich kann nicht leugnen, dass es irgendwann einen weiteren Verein in meiner Vita geben wird. Noch ist der Zeitpunkt aber nicht bei mir gekommmen.