Heynckes nimmt sich ein Appartement

  • Heynckes nimmt sich ein Appartement
    VON UDO BONNEKOH UND OTTO E. SCHÜTZ - zuletzt aktualisiert: 05.06.2009 - 22:53


    (RPO) In München ist er jüngst abgetreten wie ein Grandseigneur, heftig beklatscht vom Publikum, vom gerührten Bayern-Manager Uli Hoeneß mit Kränzen von Lorbeer bedacht. Jupp Heynckes hatte beim „gefühlten” Deutschen Meister mit dem zweiten Platz und der direkten Qualifikation für die Champions League seine Mission in der Nachfolge des vom Hof gejagten Jürgen Klinsmann erfüllt.


    Und jetzt ist der Altmeister unter den Trainern plötzlich wieder auf den Geschmack gekommen. Der 64-Jährige („Ich habe bei dem kurzen Engagement bei den Bayern gespürt, dass es wieder in mir brennt”) wird den zum Hamburger SV abwandernden Bruno Labbadia als Trainer von Bayer Leverkusen beerben. Heynckes einigte mit den Leverkusenern per Handschlag auf einen Vertrag bis zum 30. Juni 2011.


    Die Leverkusener fädelten den Coup praktisch über Nacht ein, nachdem Bernd Schuster, Lucien Favre und Mirko Slomka als Kandidaten genannt worden waren. Ein Besuch am Donnerstag von Bayers Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Sportdirektor Rudi Völler auf Heynckes‘ Anwesen in Schwalmtal, ein weiteres Gespräch mit dem fünfköpigen Gesellschafter-Ausschuss, dem „Aufsichtsrat” der Bayer Fußball GmbH und der fürwahr spektakuläre Deal war perfekt.


    Die Modalitäten werden noch schriftlich niedergelegt. „Das ist eine sehr interessante Aufgabe. Bayer ist ein seriös geführter Verein. Die Leverkusener verfügen über eine sehr junge, talentierte Mannschaft, mit der sich einiges bewegen lässt. Und ich habe bekanntlich Spaß daran, mit jungen Leuten zu arbeiten. Da ist viel Potenzial”, erklärte Heynckes gegenüber unserer Redaktion.


    Angenehm berührt zeigte sich Heynckes von der Tatsache, dass die Leverkusener Spitze „bei unserem Treffen sehr positiv über Bruno Labbadia gesprochen hat, der den Verein unbedingt verlassen wollte”.


    In dem Ur-Mönchengladbacher aus Borussias ganz großen Zeiten haben die Leverkusener nun einen Trainer von großer Erfahrung und auch internationalem Renommee verpflichtet, der als größten Erfolg einen Champions-League-Gewinn mit den „Königlichen” von Real Madrid vorzuweisen hat. Zuvor hatte er in Spanien bei Atletic Bilbao hohes Ansehen erlangt.


    „Nach der Entscheidung von Bruno Labbadia, in Hamburg einen Neuanfang zu starten, war Heynckes für uns erste Wahl, zumal wir uns schon in den vergangenen Jahren immer wieder mit diesem Thema befasst hatten. Wir sind sehr glücklich, dass sich dieser hoch angesehene Trainer spontan für unser Angebot entschieden hat. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Mannschaft von seiner Erfahrung und seiner natürlichen Autorität profitieren wird”, erklärte Wolfgang Holzhäuser.


    Heynckes, der heute von Bayer vorgestellt wird, wird als Co-Trainer Peter Hermann zur Seite haben, einen Mann, der sich mit den Leverkusener Verhältnissen bestens auskennt ähnlich wie das mit Hermann Gerland als Heynckes‘ Assistent in München der Fall war.


    Hermann, soeben an der Seite von Michael Oenning mit dem 1. FC Nürnberg in die Bundesliga aufgestiegen, hat von Club-Manager Martin Bader die Freigabe erhalten. Hermann hat einen guten Ruf in Leverkusen, war unter vielen Cheftrainern das ausgleichende Element.


    Heynckes übernimmt aus Labbadias Funktionsteam Rudiger Vollborn sowie die für die Fitness zuständigen Holger Broich und Zvonko Komes. Heynckes will sich, um sich keinem Stress bei der möglichen Pendelei zwischen Schwalmtal und der künftigen Arbeitsstätte auszusetzen, ein Appartement in Leverkusen nehmen.


    Dass die Leverkusener mit der Verpflichtung von Heynckes große Hoffnungen verbinden, nach zwei Jahren Abstinenz wieder in einen internationalen Wettbewerb geführt zu werden, versteht sich in einem neuen Stadion zumal, das im August zum Bundesliga-Start fertig gestellt sein soll.
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