Trendwende bei der Pokal-Party?

  • Von CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 31.05.09, 15:46h


    Bruno Labbadia plant offenbar seine nächste Saison in Leverkusen. Die Trainingspläne für den Urlaub haben seine Spieler schon. Hat sich das Blatt gewendet und jetzt Manager Michael Reschke "schlechte Karten"?


    BERLIN/LEVERKUSEN – Um 13 Uhr am Sonntag waren die Pokalverlierer von Bayer 04 Leverkusen zurück auf ihrer Baustelle an der BayArena. Trainer Bruno Labbadia hatte zu einer Besprechung in die Trainingshalle gebeten. Heraus kamen die Profis mit Trainingsplänen für die Sommerpause, die für einige sofort und für andere nach einer Länderspielreise beginnt. Wenn es sich nicht um ein ganz schräges Theaterstück handelt, dann plant Labbadia also tatsächlich die nächste Saison beim Werksklub. Das war nach den vielen Verwerfungen der Saison zwischen Trainer, Klub und Mannschaft nicht zu erwarten, erst recht nicht, nachdem der Coach sich am Vorabend des wichtigsten Saisonspiels öffentlich über die Zustände bei seinem Arbeitgeber beklagt hatte. Ab diesem Moment schien es eigentlich nur noch um die Frage der Nachfolge zu gehen. Der Ex-Schalker Mirko Slomka und der dänische Nationalcoach Morten Olsen sollen Kandidaten sein.


    Nach dem Pokalspiel zeichnet sich aber eine überraschende Trendwende ab. „Man hat das Gefühl, die Verantwortlichen wollen sehr gern weitermachen,“ sagte Labbadia am Morgen nach dem 0:1 gegen Werder Bremen. Sportchef Rudi Völler teilte mit: „Ich gehe davon aus, dass es weitergeht“. Am Dienstag, gerüchteweise auch schon am Montag, wollen Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, Sportchef Völler und eben Labbadia die missglückte Saison bilanzieren. Bereits bei der Feier nach dem 0:1 im Finale gegen Werder Bremen hatten Völler und Labbadia ein fast zweistündiges, intensives Gespräch geführt. Um vier Uhr morgens verließ der Trainer die Party in einem ehemaligen Berliner Schwimmbad. Wenige Stunden später am Flughafen stand er schon wieder in engem Austausch mit Völler und Holzhäuser – zu viel Zeit, wenn man sich nur im Unfrieden „Tschüs“ hätte sagen wollen.


    „Wir werden alle Dinge ansprechen, die nicht gut waren. Das geht auch in meine Richtung“, sagte Labbadia mit Blick auf den Werksklub-Gipfel am Dienstag: „Ich stelle mich der Kritik.“ Zu den Dingen, die nicht gut waren, gehörte auch die Zusammenarbeit mit Manager Michael Reschke, mit dem Labbadia „keine Arbeitsebene“ gefunden hat. „Das wird ein wichtiges Thema sein“, sagte Völler. Statt einer Trennung von Labbadia, die spätestens nach dem von vielen im Klub als ungehörig empfunden Interview am Samstag („Ein Weiter-so kann es nicht geben“) und Holzhäusers scharfer Reaktion („Bruno Labbadia befindet sich in der Endphase seiner fußballerischen Sozialisiation“), scheint die Klubführung zu überlegen, Reschkes Position und Kompetenzen zu ändern. Denn reparabel dürfte das Verhältnis der beiden nicht sein.


    Auch in der abschließenden Mannschaftssitzung am Sonntag war die Trainerfrage kurz ein Thema: „Man hat uns gesagt, dass in den nächsten Tagen Entscheidungen fallen“, sagte Kapitän Simon Rolfes. Für den Verbleib des Trainers spricht neben dem Verteilen des Trainings-Fahrplans bis zum Ende der Sommerpause ein weiteres Indiz. Der Schweizer Mittelfeldspieler Tranquillo Barnetta, zuletzt im Streit mit dem Trainer wegen seiner Nichtberücksichtigung („ich schaue mir das noch drei Wochen an“), plant offenbar die Flucht vor Labbadia und soll vor einem Wechsel zum VfB Stuttgart stehen. Völler wollte zu der Personalie nicht viel sagen: „Es ist normal, dass der eine oder andere Angebote hat.“


    Quelle: ksta.de