Schönfärberei bei Bayer - Bielefeld hofft

  • Rudi Völler flüchtete sich in Sarkasmus. «Jetzt wollen wir den Spitzenplatz in der Auswärtstabelle behaupten», frotzelte Bayer 04 Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler nach dem erneut kläglichen Auftritt gegen Abstiegskandidat Arminia Bielefeld (2:2).


    Nach der Beinahe-Blamage muss die Werkself, die den Heim-Fluch nicht loswurde und weiter im Düsseldorfer Exil ohne Sieg blieb, am 32. Spieltag beim FC Bayern München antreten. 27 der insgesamt 45 Punkte holte Bayer auf fremden Plätzen - in der LTU arena nur fünf Zähler in neun Partien.


    Davon, dass bei den in Liga eins abgeschlagenen Leverkusenern die Luft raus und allein das DFB-Pokalfinale am 30. Mai (gegen Bremen) im Kopf ist, will Stefan Kießling nichts wissen. «Das würde ich nicht sagen, wir sind Profis genug», sagte der Bayer-Angreifer. «Wenn wir geschwächt aus der Liga gehen, gehen wir auch geschwächt ins Finale.» Der 25-Jährige schoss das Führungstor (21. Minute) - und mit seiner Spielanalyse an der Wirklichkeit vorbei: «Ich frage mich, was die Leute wollen. Die Bielefelder stehen zu Zehnt hinten drin. Dass wir da Schwierigkeiten haben, ist doch klar.» Die Bayer-Fans sahen es anders und pfiffen ihre Mannschaft, die durch den 20. Saisontreffer von Patrick Helmes (79.) die Totalblamage verhinderte, aus.



    Dabei hatte die Bayer-Führung vor dem Saisonendspurt mit positiven Nachrichten für gute Stimmung gesorgt. Erst wurde das Engagement von Sami Hyypiä (FC Liverpool) publik, dann die Vertragsverlängerungen mit Fußball-Ikone Völler (bis 2012) und Kapitän Simon Rolfes. Doch auch die Rückkehr des 81-fachen Nationalspielers Bernd Schneider nach 390-tägiger Verletzungspause in den Kader für das Bielefeld-Spiel verfehlte die Schubwirkung. «Bernd ist dran, wichtiger wird er aber in der nächsten Saison für uns», sagte Völler. Schneiders Comeback vermasselten die Teamkollegen. «Wenn es 1:0 oder 2:0 in der Endphase gestanden hätte, wäre er reingekommen», so Völler.



    Bis elf Minuten vor Abpfiff stand es aber nach einem Eigentor von Manuel Friedrich (22.) und dem Treffer von Robert Tesche (39.) 2:1 für die Gäste. «Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben, dass wir nicht mal wieder ein Spiel gewinnen», meinte Arminia-Trainer Michael Frontzeck nach der siebten sieglosen Begegnung der «Remis-Könige» aus Ostwestfalen. «Die Jungs waren nahe dran.» In dieser Spielzeit waren sie es schon bei 15 Unentschieden - die meisten der Liga - gewesen.



    Der Punktgewinn war zwar kein Befreiungsschlag im Tabellenkeller, aber ein kleiner Schritt zum Klassenverbleib. «Wir haben gut gespielt und das Unentschieden ist ärgerlich. Doch so bleibt es spannend», meinte der Bielefelds Verteidiger Markus Schuler. «Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Hause», sagte Torschütze Tesche. Nächster Gegner wird der desillusionierte Aufsteiger 1899 Hoffenheim sein. Und da soll der fünfte Saisonsieg erzwungen werden. «Gegen Hoffenheim wollen wir mit aller Macht drei Punkte holen», kündigte Arminia-Verteidiger Markus Bollmann an.


    Financial Times Deutschland