Adler nach Höhenflug auf dem Boden zurück

  • Düsseldorf - «Bundesadler» René Adler ist nach dem Höhenflug 2008 in diesem Jahr ins Flattern geraten.


    Unsicherheiten im Tor des Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen und in der Nationalmannschaft sowie eine öffentliche Zurechtweisung durch seinen Sportdirektor Rudi Völler haben ihn auf den Boden zurückgeholt. «Zum Thema Adler ist alles gesagt worden», betonte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser vor dem Pokal-Schlagerspiel gegen Bayern München in der Düsseldorfer LTU arena, fügte aber an: «Er ist ein talentierter Nationaltorwart und bleibt es auch.»




    Grund für den Disput mit Völler war die Kritik des 24-jährigen Keepers («Wir müssen langsam den Arsch hochkriegen») nach dem 0:1 in Hannover am «Bayer-Phlegma». Chef Völler fand diese pauschale Schelte nicht nur überzogen, sondern nutzte sie auch, Adler die Flügel etwas zu stutzen. «Ich gebe dem jungen Mann den Rat, sich an die eigene Nase zu fassen. Als Rene mal nicht jeden Ball festhielt, hat keiner der Mitspieler gemeckert», sagte Völler und spielte dabei auch auf das Norwegen-Länderspiel Mitte Februar an. Kurz davor gegen den VfB Stuttgart (2:4) sauste der Schuss von Thomas Hitzlsperger sogar ohne Berührung an Adler vorbei und ließ ihn nicht gut aussehen.


    Verständnis zeigt Bayer-Trainer Bruno Labbadia für die Bereitschaft von Adler, Stellung zu beziehen und damit auch Verantwortung zu übernehmen. «Es ist ein schmaler Grat. Wir wollen unsere Spieler zu Persönlichkeiten reifen lassen und alle schreien nach Typen. Doch man kann sich nicht zu allem öffentlich äußern. Kritik muss vornehmlich intern angesprochen werden», meinte Labbadia, munterte Adler aber auf: «Es geht jetzt darum, den Kopf weiter oben zu behalten.» Im Sonderheft des «BayArena»-Magazins zum Pokal-Spiel gegen Bayern durfte sich Adler («Wir wollen als junge Mannschaft zu oft auf Teufel komm raus nach vorne spielen») einem langen Interview denn auch schon wieder moderat kritisch zu Wort melden.


    Das Pech seiner Torwart-Kollegen hat Adler den Weg zur Nummer 1 bei Bayer 04 und ins Nationalteam geebnet. In Leverkusen profitierte er davon, das sein Vorgänger Jörg Butt im Februar 2007 die Rote Karte und danach vom Werksclub den Laufpass bekam. Und sein Debüt im DFB- Team am 11. Oktober gegen Russland konnte der gebürtige Leipziger feiern, weil Konkurrent Robert Enke (Hannover 96) verletzt ausfiel. «Ich weiß, wie schnell sich alles ändern kann», sagte Adler, der bisher 63 Mal das Bayer-Gehäuse in der Bundesliga hütete. Bis zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika kann noch viel passieren, zumal mit Tim Wiese (Werder Bremen) und Manuel Neuer (Schalke 04) weitere Torleute auf der WM-Lauer liegen.


    Ein Strich durch die Rechnung könnte Adler sein Körper machen, der in seiner jungen Karriere schon mehrfach streikte. 2006 konnte er wegen einer Verletzung nicht an der U 21-Europameisterschaft teilnehmen. Auch die Saison 2008/2009 begann ohne ihn wegen einer Schulterblessur: Sowohl die ersten drei Bundesliga-Partien als auch die ersten drei Länderspiele nach der EM, bei der er erstmals zum Kader von Bundestrainer Joachim Löw gehörte, sagte er ab. Das Wort «verletzungsanfällig» mag er für sich aber nicht geltenlassen. «Das weise ich klar zurück», betonte Adler, der seine bisherigen Verletzungen nur unter der Rubrik «normales Berufsrisiko» einordnet.


    WN