Sorgenkind Leverkusen: Krise in Sicht

  • Nach nur einem Sieg aus sechs Ligaspielen droht Bayer seine gute Ausgangsposition zu verspielen. Und nun geht's zum Spitzenreiter.


    Von Thorsten Mesch und Christian Paschwitz


    Düsseldorf - Die jüngste Bilanz ist Besorgnis erregend: Nur ein Sieg aus den letzten sechs Bundesligaspielen. In der Tabelle von der Spitze auf Platz fünf abgerutscht - alles andere als gute Voraussetzungen für ein Gastspiel beim Tabellenführer (ab 20 Uhr LIVE).


    Sechs Punkte liegt Leverkusen vor dem Hit bei 1899 Hoffenheim hinter dem Aufsteiger. Nur noch zwei Zähler trennen Bayer vom VfB Stuttgart, gegen den die Rheinländer zuletzt eine 2:4-Niederlage kassierten.


    Und obwohl Dortmund, Wolfsburg und auch Schalke am 20. Spieltag gleich- oder sogar vorbeiziehen könnten, sagt Trainer Bruno Labbadia (Porträt): "Auch wenn wir verlieren sollten, werden wir nicht von einer Krise reden."


    Dabei sind ihre Konturen allzu deutlich zu erkennen.


    Rolfes selbstkritisch


    Aus zwei Rückrundenspielen hat Bayer 04 nur einen Punkt geholt, beim 1:1 in Dortmund. Die Mannschaft droht, ihre gute Ausgangsposition schnell zu verspielen.


    "Mit einem Punkt bisher können wir nicht zufrieden sein", meint denn auch Kapitän Simon Rolfes (Porträt) und ergänzt im "kicker": "Unser Ziel ist der internationale Wettbewerb. Da befinden wir uns im grünen Bereich. Wir müssen manches eben wieder verbessern."


    Was Labbadia trotz des negativen Laufs in der Bundesliga immerhin optimistisch stimmt, ist die Art und Weise, "wie wir in den Testspielen Dinge umgesetzt haben, wie wir im Pokal gegen Cottbus aufgetreten sind, wie wir in Dortmund gespielt haben". (Leverkusen stürmt ins Viertelfinale)


    DFB-Pokal ist längst vergessen


    Allerdings sind der Turniersieg im Trainingslager in Belek Mitte Januar und der souveräne 3:1-Erfolg im DFB-Pokal-Achtelfinale in der Bundesliga nichts wert.


    Und irgendwie beschleicht so manchen Beobachter das Gefühl, die Mannschaft könne ungeachtet der starken Hinrunde wie im Vorjahr in der zweiten Saisonhälfte erneut in die Knie sacken.


    Die Mannschaft müsse jetzt bestätigen, "was wir uns in der Vorbereitung erarbeitet haben", fordert Labbadia deshalb und betont: "Wir müssen zu Ordnung und taktischer Disziplin zurückfinden." Hoffenheim ist der Lackmustest für die psychische Belastbarkeit der Werkself.


    Doch die Arbeit und die Vorbereitung auf das Spitzenspiel wurde Labbadia nicht leicht gemacht. Neun Spieler musste der Trainer zu Testspielen diverser Nationalmannschaften abstellen. Allein im Kader der DFB-Auswahl gegen Norwegen standen mit Rene Adler, Patrick Helmes, Stefan Kießling und Rolfes vier Bayer-Akteure.


    Adler: Wir sind ausgeruht


    Ein möglicher Vorteil für die Hoffenheimer, die nur Verteidiger Andreas Beck (Porträt) zum DFB und insgesamt wesentlich weniger Nationalspieler abstellen mussten?


    "Es haben ja nicht alle so lange gespielt, dementsprechend ausgeruht sind wir auch", schränkt Adler, der als einziger über 90 Minuten zum Einsatz kam, ein. Helmes und Kießling wurden eingewechselt (zur Einzelkritik). Rolfes saß gegen Norwegen auf der Bank, rutscht nun wohl auf die Position des gesperrten Arturo Vidal.


    "Länderspiele sind immer etwas Besonderes. Man sollte das Gefühl, Nationalspieler zu sein, mitnehmen, um dann in Hoffenheim einen guten Auftritt zu haben", sagt Adler gegenüber Sport1.de.


    Kampfansage von Rangnick


    Im Hinspiel schickte Leverkusen den Aufsteiger mit einem 5:2 nach Hause. Doch die Vorzeichen haben sich eklatant geändert. "Wir wollen attackieren und Leverkusen auf neun Punkte Distanz bringen", sagt Hoffenheims Coach Ralf Rangnick, dessen Team zu Hause noch unbesiegt ist. (zum Artikel)


    Eine deutliche Kampfansage - die Labbadia und seine Mannschaft im Keim ersticken wollen. Denn kommende Woche geht es schon gegen den nächsten Titelkandidaten: Der Hamburger SV kommt in die Düsseldorfer Arena.


    Den Ernst der Lage haben die Leverkusener nach der Stuttgart-Pleite erkannt: "Wir hinken unseren Zielen hinterher", bekennt Adler.


    Kampfansage von Rangnick


    Und Vordermann Lukas Sinkiewicz, der beim 2:4 patzte und wohl durch Henrique ersetzt wird, ergänzt: "Wir wollten uns absetzen, stattdessen sind die Konkurrenten herangerückt. Wir haben kein Polster mehr. Jetzt stehen wir unter Zugzwang und müssen in Hoffenheim gewinnen."


    Von einer Krise will in Leverkusen nach wie vor niemand reden. Doch der Druck nimmt zu.


    Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:


    Hoffenheim: Hildebrand - Beck, Jaissle, Compper, Ibertsberger - Luiz Gustavo - Teber/Weis, Carlos Eduardo, Salihovic - Sanogo, Ba


    Leverkusen: Adler - Castro, Henrique, Friedrich, Kadlec - Zdebel - Renato Augusto, Rolfes, Barnetta - Helmes, Kießling


    Schiedsrichter: Fleischer


    Quelle: Sport1.de