Charakterköpfe drehen den Trend

  • Nach dem Pokalerfolg in Augsburg hofft Bayer auf neue Konstanz. Und ganz Leverkusen ersehnt das Ende eines Fluchs herbei.


    Augsburg - Verschwitzt und im Unterhemd ist Stefan Kießling am Dienstagabend vor den Reportern stehengeblieben. "Klar sollte der so rein", sagte der Stürmer von Bayer Leverkusen über seinen 33-Meter-Hammer.
    Dann breitete sich ein Grinsen auf dem Gesicht des Lockenkopfs auf.




    Ein 33-Meter-Hammer


    Kießling hatte mit seinem Geschoss in der 36. Minute Augsburgs Torhüter Wassili Chomutowski überlistet, der zu weit vor seinem Tor stand.


    Arturo Vidal (78.) machte in der zweiten Halbzeit für Bayer dann den Achtelfinaleinzug endgültig klar.


    Der 2:0-Erfolg über den Zweitligisten war für Kießling und sein Team enorm wichtig. Denn: Der diszipliniert herausgespielte Sieg könnte ein Fingerzeig darauf sein, mit welchem Charakter die Werkself die Saison bestreiten wird.



    Immer wieder hoch und runter


    Nach dem eleganten 4:0-Ligasieg über Hannover hätte das Leverkusener Trendbarometer theoretisch wieder nach unten gezeigt - zumindest was den bisherigen Verlauf der Saison betrifft.Wie auf der Schiffschaukel ging es für Bayer hoch und runter.


    Nach der Bundesliga-Auftaktpleite gegen Dortmund folgten zwei Siege gegen Stuttgart und Hoffenheim, ehe gegen den HSV verloren wurde.



    Labbadia achtet auf den Charakter


    Noch einmal wollte Trainer Bruno Labbadia nicht das andere Gesicht seiner Mannschaft sehen. "Es war mir wichtig, wie wir hier reingehen nach dem Sieg gegen Hannover", erklärte der 42-Jährige nach dem Pokalsieg.


    Bayer-Sportdirektor Rudi Völler teilte wohl die heimliche Furcht seines Trainers. So leidenschaftlich und torhungrig hatte das Bayer-Team um den Dreifach-Torschützen Patrick Helmes gegen die Niedersachsen am Freitag aufgetrumpft.


    Eine kleine Verschnaufpause im Pokal drohte.Gerade deshalb hatte der Ex-Stürmer Völler ein dickes Kompliment für Stefan Kießling parat. "Das war ein Traumtor von Stefan." Der 1,91 Meter Schlaks sei "ein ganz wichtiger Spieler für die Mannschaft", arbeite unheimlich viel.



    Der Traum von Berlin


    Und dann gestattete sich Völler, einen kurzen Moment von Berlin zu träumen. Der großen Bühne Pokalfinale. Seine Kalkulation: "mit ein paar Heimspielen gegen Zweitligisten" ins Endspiel einziehen. Als Preis winkt für den Pokalsieger auch noch das UEFA-Cup-Ticket. Ist der Gegner Champions-League-Teilnehmer, genügt dafür bereits die Fahrt nach Berlin.


    Völler nervt es, im Momemt der Konkurrenz im internationalen Geschäft nur am Fernsehen zusehen zu dürfen.Allerdings kennt der Sportdirektor auch Leverkusen Auswärtsfluch. In den letzten 14 (!) DFB-Pokalspielen musste Bayer auf fremden Platz ran.


    Ganz Bayer hofft jetzt auf einen Pokalfights vor den eigenen Fans. Es wäre die Belohnung für die neu gefundene Konstanz - auch in der zweiten Halbzeit stand die Bayer-Abwehr gegen den FCA meist passabel.



    Augsburg mit Riesenroation


    Jedoch wehrte sich der FC Augsburg vor 11.000 Zuschauern im Rosenau-Stadion gegen das Pokalaus nicht übermächtig. Trainer Holger Fach hatte seine Mannschaft auf fünf Positionen umgestellt.


    "Bei allem Respekt vor dem Pokal", erklärte er nach der Partie, das Zweitliga-Spiel am Sonntag gegen Mainz sei nun mal das "wichtigere". Und außerdem habe er den Stürmern aus der zweiten Reihe, Francis Kioyo und Dino Toppmöller, Möglichkeit zum Einspielen geben wollen.


    Für die FCA-Fans eine bizarre Situation. Sie feierten zwischenzeitlich Torjäger Sandor Torghelle. Dabei stand der Ungar gar nicht mal im Kader. Den Bayer-Verantwortlichen um Bruno Labbadia und Rudi Völler mochte das egal sein. In Bochum soll am Samstag die Bayer-Siegesserie fortgesetzt werden.



    (Quelle: sport1.de)