Zum Zaubern gezwungen

  • VON UDO BONNEKOH


    Die Liste der Verletzten weitet sich aus: In der jugendbewegten Partie der Leverkusener gegen den Spitzenreiter aus dem Kraichgau muss Gonzalo Castro passen. Der Trainer spielt die Optionen durch.


    Er kam vom Platz mit einem breiten Lachen. "Wunderheilung", sagte der vor noch nicht so langer Zeit an der Schulter operierte René Adler all denen, die ihn staunend umgaben. Natürlich wird das am Samstag noch nichts mit dem Torhüter gegen Hoffenheim, aber es überrascht eben doch, dass sich Adler schon jetzt mit ein paar technischen Übungen beschäftigen kann, den linken Arm eng angelegt.


    Und mit Michal Kadlec, dem als "Leiharbeiter" aus Prag nach Leverkusen gekommenen Linksverteidiger, ist auch nicht unbedingt zu rechnen in Bayers Kampf mit dem Bundesliga-Aufsteiger aus dem Kraichgau. Allerdings: Personalbedarf hat Bruno Labbadia in akuter Form, denn Gonzalo Castro, der Mann für die rechte Seite, fällt wegen eines Muskelfaserriss aus.


    Und jetzt? "Da sind wir zum Zaubern gezwungen", sagt Bayers Trainer und nennt die Optionen. Pirmin Schwegler würde passen, weil der kleine Schweizer schon mal ausgeholfen hat auf dem Posten und Castro in seiner Spielweise ähnelt.


    Henrique, der Brasilianer, könnte das auch, meint Labbadia. Aber das wäre mit einem neuen Innenverteidiger neben Manuel Friedrich verbunden und mit einer Verschiebung. "Klar ist das blöd, dass Gonzalo fehlt, aber das ist eben auch eine Chance für einen anderen", betont Simon Rolfes mit der Gelassenheit eines vergleichsweise erfahrenen Profis.


    Mit 26 wird Rolfes nach Friedrich der zweitälteste Leverkusen in Bayers erster Formation sein – am Weltjugendtag im Treffen der beiden Bundesligisten mit dem geringsten Durchschnittsalter. Ob es da ganz ungezwungen zugeht, munter, frisch und fröhlich?


    "Das werden wir sehen", sagt Rolfes, "ich hoffe nur, dass es uns gelingt, die Löcher zu reißen, und dass sich unser System durchsetzt." Grenzenlose Freiheit werden die Youngster aber nicht zugestanden bekommen, jedenfalls nicht von ihrem Chef, der taktische Disziplin in jedem Moment einfordert.


    Das ist deshalb so wichtig, weil "die Hoffenheimer ähnlich spielstark sind wie wir und ebenso gut gegen den Ball arbeiten", wie Labbadia feststellt. Nicht dass sich die Systeme am Samstag plötzlich neutralisieren und die Partie zu einer zähen Schlacht verkommt. Vorerst schicken die Leverkusener nur Grußadressen an den Gegner – voller Respekt vor dem Hoffenheimer Projekt.


    "Das ist einfach beachtlich, welche Strukturen die geschaffen haben vom Nachwuchs aufwärts", betont Rolfes, "das Geld, was die natürlich auch haben, wird sehr gut investiert." Dass die Hoffenheimer auch schon sechs Punkte gesammelt haben, überrascht den Coach überhaupt nicht. "Die haben auch eine Vorbereitung ohne Probleme hinter sich", stellt Labbadia fast neidisch fest. Bayers Schwierigkeiten nehmen eher zu, der Trainer muss betteln gehen beim Kollegen Ulf Kirsten, um Samstag 18 Mann zusammen zu bekommen.


    RP ONLINE