Kießling trifft nur das eigene Tor

  • Kießling trifft nur das eigene Tor


    Von UDO BONNEKOH
    LEVERKUSEN Er ist nun wirklich keiner wie Lukas Podolski, der gerne mal den Fotografen Futter gibt mit Faxen, wenn er als Münchner Teilzeitkraft auf Bayerns Polster\-stühlen sitzt. Bernd Schneider hat sich am Samstag mit aller Macht bemüht, auch den kleinsten Blick in sein Innenleben zu verhindern. Ausdruckslos verfolgte der von Michael Skibbe in den einstweiligen Ruhestand versetzte Leverkusener die nicht fruchtbare Arbeit der Kollegen in einem durchweg zähen Spiel gegen die für jeden Gegner lästigen Hessen. Und oben auf der Tribüne fragten sich neutrales Publikum und Fans zunehmend intensiver, wer denn den offenkundigen Mangel an Inspiration in einer selten erhellenden Begegnung beheben könnte, wenn nicht Schneider.
    Doch der blieb dritte Wahl. „Der Bernd hat nicht die Form, in der wir ihn kennen, die er von sich erwartet und wir von ihm”, sagte Bayers Trainer zu dieser die gewohnten Hierarchien angreifenden Personalmaßnahme nach der Niederlage gegen aufstrebende Frankfurter betrübt. Schneider selbst, in besten Zeiten ein Quell freudvollen Fußballs, äußerte sich in üblicher Unverfänglichkeit: „Es geht nicht um mich, sondern nur um die Mannschaft. Und es ist bedauerlich, dass wir von den Ergebnissen an diesem Wochenende nicht profitiert haben. Was mich angeht: Ich werde um meinen Platz kämpfen.”
    1:2 in München, 0:2 gegen die Eintracht in Wochenfrist nach dem fatal fehlgeschlagenen Angriff auf Platz zwei schauen die Leverkusener nun mit berechtigtem Bangen hinter sich. „Wir haben durch die beiden Niederlagen gehörig an Boden verloren, und jetzt geht es darum, möglichst schnell wieder zu punkten”, betonte Skibbe mit Blick auf jenen Tabellenbereich, in dem sich die Bewerber um einen Platz fürs internationale Geschäft in aller Enge tummeln, Eintracht Frankfurt inklusive.
    Nun haben die Leverkusener anders als in manchen Partien zuvor auch gar keine Fortune entwickelt: Eigentor von Stefan Kießling zum 0:1, kein Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Fandel beim Handspiel von Verteidiger Ochs, ein Kopfball an die Latte von Dmitry Bulykin, den Skibbe dem darob sichtlich schmollenden Theofanis Gekas vorzog. Weil sich nichts glücklich fügen wollte, mochte Rudi Völler das Team auch nicht scharf angehen. „Ich werde jetzt nichts schlecht reden, was vor Wochen gut war. Es gibt keinen Grund zur Panik”, stellte der Sportdirektor fest, in der Hoffnung natürlich, dass wieder Besseres geschafft wird am Donnerstag im ersten Uefa-Cup-Viertelfinale gegen St. Petersburg.
    Die Frankfurter, die sich in aller Stille nach vorn gespielt haben mit ausgeklügelter Defensive und effizientem Angriff, verteidigen sich nun gegen von außen an sie herangetragene Erwartungen. „Wir sind die Spitzenreiter vom Mittelfeld, und darauf sind wir stolz”, versicherte Heribert Bruchhagen, der mit Trainer Friedhelm Funkel die Eintracht für die Zukunft fit zu machen versucht. Uefa-Cup-Platz als ernstes Vorhaben nach dem elften Saisonsieg? „Wir wollen erst mal 45 Punkte haben, dann formulieren wir vielleicht ein neues Ziel”, bekräftigte Funkel, wobei die 45 als Richtwert sehr willkürlich gesetzt scheint in einer Saison, in der womöglich schon 30 Punkte zum Klassenerhalt reichen.