Ein Nachmittag ohne Esprit

  • Ein Nachmittag ohne Esprit
    VON ULRICH KLEIN, 30.03.08, 22:02h, AKTUALISIERT 30.03.08, 22:17h

    Leverkusen - Es gab keinen, der nicht gestehen wollte: „Wir haben nie zu unserem Spiel gefunden“, gab Simon Rolfes zu, während Stephan Kießling nach der nicht einkalkulierten 0:2 (0:1)-Heimniederlage von Bayer Leverkusen gegen Eintracht Frankfurt durchaus treffend befand, „dass das heute einfach nicht unser Tag war.“ Michael Skibbe Einschätzung eines aus Bayer-Sicht mauen Nachmittages hatte indes stark selbstkritische Untertöne: „Mit den Erkenntnissen aus der ersten Halbzeit würde ich wohl etwas anderes probiert haben, wenn ich noch mal zu entscheiden gehabt hätte“, erklärte Leverkusens Trainer schmallippig.
    Skibbe wusste, dass er sich in Sachen Aufstellung an diesem ersten schönen Frühlings-Samstag des Jahres ziemlich verzockt hatte. Torjäger Theofanis Gekas und Alphatier Bernd Schneider hatte er erst gar nicht in die Startformation, den etatmäßigen Rechtsverteidiger Gonzalo Castro ins Mittelfeld gestellt, während sich Dimitri Bulykin gemeinsam mit Stephan Kießling im Sturm versuchen sollten. Diese Doppelspitze sollte dann von Tranquillo Barnetta sowie Sergej Barbarez unterstützt werden. Ein feiner Plan gewiss, der aber nicht aufging, weil ein Basiselement des sonstigen Bayer-Spiels fehlte. Der Werkself fehlte es anderthalb Stunden lang schlichtweg an Kreativität. Man hätte wohl bis Sonntag spielen können ohne ein einziges Törchen zu erzielen.


    „Wir haben es nie geschafft, so schnell zu passen, dass sich Chancen hätten ergeben können“, diagnostizierte Skibbe, der einräumen musste, dass selbst die zeitweilige Dauerbelagerung des hessischen Strafraums effektlos blieb, weil es an Inspiration fehlte. Die Chance, den biederen Auftritt wenigstens nach der Pause durch ein bisschen Esprit aufzupeppen, hatte der Sportlehrer freilich höchstselbst vergeben. Überraschenderweise durfte der anerkannte Kreativkünstler Bernd Schneider nämlich auch im zweiten Spielabschnitt nicht ran. Stattdessen schickte der Coach Arturo Vidal und Paul Freier ins Rennen, die jedoch ebenso graumäusig blieben wie die Kollegen. „Er hat nach seiner Verletzung noch nicht wieder die Form gefunden, die wir von ihm kennen und erwarten“, argumentierte Skibbe im Stil der letzten Wochen, was allerdings Stirnrunzeln bei so manchem Betrachter provozierte. Denn mit Schneider hätte der schwarz-rote Spielfilm auch nicht monotoner ablaufen können.


    Die Dinge wären trotz aller Mängel im Bayer-Spiel vielleicht sogar ohne gravierende Folgen geblieben, wenn wenigstens Fortuna oder Schiedsrichter Fandel halbwegs mit gespielt hätten. Beim 0:1 (24.) durch Kießlings unglückliches Eigentor hatte die launische Dame aber ebenso demonstrativ weggeschaut wie bei Bulykins Kopfball an den Querbalken (31.). Fifa-Schiri Fandel dagegen hatte das klare Handspiel von Eintracht-Verteidiger Ochs im Gäste-Strafraum zumindest gesehen,es aber nicht als elfmeterwürdig gewertet: „Es war für mich kein Handspiel. Das muss unauslegbar sein - ich darf keinen Zweifel haben, dass er den Ball mit der Hand spielen wollte. Das war hier nicht gegeben“, lautete die angesichts der Eindeutigkeit der Szene schwache Begründung des Unparteiischen, der auch zwei andere strafstoßträchtige Situationen wohlwollend zugunsten der Eintracht entschied.


    Dass Mantzios quasi mit dem Abpfiff zum 0:2 traf, änderte schließlich nichts mehr an Skibbes Forderung an sein Team: „Wir haben jetzt genug an Boden verloren: Ich hoffe auf eine gute Reaktion der Mannschaft, schon im Uefacup-Spiel am Donnerstag gegen St. Petersburg.“


    http://www.rundschau-online.de…tikel/1206872407713.shtml