Die leisen Hoffnungen werden lauter

  • Die leisen Hoffnungen werden lauter
    VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 16.03.08, 21:27h, AKTUALISIERT 16.03.08, 21:29h


    Leverkusen - Wenn man Nationalspieler beobachten will, ist Leverkusen zurzeit ein guter Platz. Joachim Löw war am Sonntag in der BayArena erschienen, um vier bis fünf deutsche Kandidaten zu sehen, und der Bundestrainer traf den Mann, den er im Sommer den EM-Titel abnehmen will: Griechenlands Otto Rehhagel gab sich die Ehre. Theofanis Gekas auf Leverkusener und Angelos Charisteas auf Nürnberger Seite gelten als sichere EM-Fahrer. Als Charisteas, EM-Held von vor vier Jahren, in der 65. Minute eingewechselt wurde, hatte Gekas schon eineinhalb Tore erzielt und war zum Matchwinner geworden. Der neue Tabellendritte Leverkusen besiegte den 1. FC Nürnberg mit 4:1 (1:1) und darf sich weiter leise Hoffnungen auf einen Champions-League-Platz machen. Die Gäste dagegen sind unter dem neuen Trainer Thomas von Heesen noch immer und nun seit sieben Spielen sieglos.


    Bayer-Trainer Michael Skibbe hatte für die Startelf die mutigste Variante gewählt, die sein System mit einer Spitze kennt. Mit Schneider, Kießling, Barbarez und Barnetta im Mittelfeld hinter Gekas war jede Menge Offensive auf dem Feld, und Leverkusen begann sofort damit, die Gäste schwindelig zu spielen. Nach drei Minuten musste Nürnbergs Keeper Daniel Klewer gegen einen Gekas-Kopfball retten, in der sechsten Minute inszenierten Schneider, Barnetta und Castro ein zirkusreifes Doppelpass-und Hacke-Spektakel, dem die Nürnberger nur staunend zusehen konnten. Nach sieben Minuten stand es 1:0. Barnettas Eckstoß brachte Rolfes per Kopfball ans Tor, den Abpraller drückte Haggui über die Linie.


    Es sah nach einem Spaziergang aus für Leverkusen, eine Haltung, die sich bald auch im Defensiv-Verhalten von Skibbes Team breit machte. Sorglosigkeit und schlampige Zweikämpfe wurden dort zur Gewohnheit. Den ersten Schuss von Zvjezdan Misimovic konnte Adler noch parieren (9.), und auch den zweiten hätte Leverkusens Torwart-Sensation gehalten. Doch Verteideger Manuel Friedrich fälschte unhaltbar ab (11.). Bayer 04 reagierte geschockt, war bemüht sicherer zu stehen und stellte dabei die Laufarbeit in der Offensive etwas ein. Friedrich löffelte ein halbes Dutzend lahmer, langer Bälle übers Mittelfeld Richtung Gekas. Aber damit waren die Nürnberger nicht zu irritieren. Lediglich Barnettas Läufe sorgten für Gefahr, während Bernd Schneider einen seltsam wechselhaften, unglücklichen Auftritt hatte. In der Halbzeit nahm Skibbe den Nationalspieler vom Platz. Nicht nur in Leverkusen bereitet das Formtief des 33-Jährigen Kopfzerbrechen. Auch der Bundestrainer kann nicht begeistert sein.


    Noch bitterer aus Schneiders Sicht: Nach seinem Abgang lief es für Leverkusen besser. Bayer 04 brach Nürnbergs Ordnung Stück für Stück auseinander, und Stefan Kießling hätte schon nach 48 Minuten das 2:1 erzielen können. Nach Barnettas Traumpass schoss der Franke gegen seinen Ex-Klub knapp über das Tor. Mit einem Doppelschlag sorgte Leverkusen für die Entscheidung. Beim 2:1 nahm Nürnbergs Glauber dem Leverkusener Gekas den Abschluss ab und fälschte die Kugel ins eigene Tor ab. Drei Minuten später traf der Grieche aus der Drehung zum 3:1. Nürnberg spielte es tapfer zu Ende, kam aber nur noch zu einer Chance durch Peer Kluge. Nur knapp entgingen die Gäste einem Debakel: Stefan Kießling traf nach Zuspiel des famosen Barnetta den Pfosten des leeren Tors. (61.) Das 4:1 fiel dann doch noch, und der Stadionsprecher schrieb es bereitwillig Kießling zu, doch ein halbes Eigentor war es wohl auch. Die BayArena feierte wie gewohnt mit dem „Uffta“, diesmal vorgetragen vom eingewechselten Hans Sarpei. Dann erklang „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ - Vorfreude auf das Spitzenspiel am nächsten Samstag in München.


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