Bundesliga - Völler: "Können alle Teams schlagen"

  • Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler spricht im Exklusiv-Interview mit eurosport.yahoo.de über das Spitzenspiel gegen den Hamburger SV, Bayers bisherige Schwäche gegen Top-Teams und die Bedeutung des Stadionumbaus.


    Herr Völler, gewinnt Bayer am Samstag gegen den HSV und schlagen die Münchner am Sonntag Bremen, dann wird man Ihre Elf zum ersten Bayern-Jäger ausrufen...


    Rudi Völler: Das Schöne bei uns im Verein ist, dass wir nie die Nerven verlieren, nicht wenn wir gewinnen und auch nicht, wenn wir verlieren. Uns ist bewusst, dass wir eine gute Mannschaft haben, die zudem über gute Perspektiven verfügt. Aber wir sind auch realistisch genug zu wissen, dass Bayern und Bremen den Titel unter sich ausmachen werden.


    Das Ziel "Uefa-Cup" wird also nicht korrigiert?


    Rudi Völler: Natürlich ist es erfreulich, dass wir zurzeit den dritten Tabellenplatz belegen. Wenn wir in zwei, drei Wochen aber nur noch Fünfter oder Sechster sind, dann wird es hier dennoch vernünftig weiter gehen. Grundsätzlich sehe ich uns unter den sechs Vereinen, welche die Plätze drei bis acht unter sich ausmachen werden und wo nur Kleinigkeiten unterscheiden, wer vor dem anderen steht. In diesem Bereich zu landen, wird schon schwer genug.


    Bayer konnte in dieser Saison gegen die Top-Teams von 15 möglichen Punkten lediglich einen holen...


    Rudi Völler: Ach wissen Sie, wenn wir gegen die Top-Teams stets verlieren, dafür aber gegen alle anderen immer gewinnen, dann landen wir ganz weit vorne. Was nicht heißt, dass wir am Samstag gegen den HSV nicht gewinnen wollen. Aber es gibt eben auch gegen Hamburg nur drei Punkte, wie gegen Cottbus.


    Warum klappt es am Samstag gegen den HSV?


    Rudi Völler: Warum sollte es nicht klappen?! Wir haben die fußballerischen Mittel, um gegen jedes Team der Liga zu gewinnen. Das haben wir gegen die Bayern und auch in Bremen gezeigt, nur eben noch nicht über 90 Minuten. Gelingt uns das konstant, werden wir auch diese Spiele für uns entscheiden.


    Bei der jetzigen Bayer-Elf liegt die Betonung tatsächlich auf Fußball "spielen". Hat dieses Team bald schon wieder die spielerische Klasse, wie die Mannschaft aus der Saison 2001/02, die um drei Titel kämpfte?


    Rudi Völler: Schwer zu sagen. Wir haben durchaus auch in den letzten beiden Jahren, als wir jeweils Fünfter wurden, immer wieder spielerische Klasse aufblitzen lassen. Eine Mannschaft mit dem spielerischen Potenzial, wie sie es die von 2002 mit Ballack, Bastürk, Berbatov, Lucio, Nowotny, Schneider und Ze Roberto hatte, ist aber nur sehr schwer zu finden. Diese Mannschaft war aber auch doppelt so teuer, wie die heutige,...


    ...die Sie im letzten Sommer gehörig durchgemischt haben...


    Rudi Völler: Das stimmt, wir haben einen großen Umbruch gewagt, acht Spieler sind gegangen und acht neue gekommen, das bedeutete natürlich ein gewisses Risiko. Wir haben aber jetzt eine hervorragende Mischung beisammen, mit sehr jungen Spielern, wie Patrick Helmes, der im Sommer zu uns stößt, oder Arturo Vidal, mit Spielern im mittleren Alter, wie Simon Rolfes oder Manuel Friedrich, und auch mit ein paar Älteren, wie Sergej Barbarez, Hans Sarpei oder Bernd Schneider, ohne deren Erfahrung es einfach nicht geht.


    Werden Sie mit Barbarez, der eine hervorragende Saison spielt, noch einmal verlängern?


    Rudi Völler: Wir würden gerne ein Jahr mit ihm verlängern, er würde gerne noch ein Jahre bleiben. Aber es müssen gewisse Voraussetzungen geschaffen werden.


    Welche?


    Rudi Völler: Wir müssen nächste Saison in einem internationalen Wettbewerb vertreten sein.


    Um Barbarez bezahlen zu können?


    Rudi Völler: Nicht nur. Es macht nur dann Sinn, wenn wir englische Wochen haben. Wir werden dann mit Helmes über insgesamt acht Offensivspieler verfügen, von denen jeder verständlicherweise auch seine Einsatzzeiten bekommen möchte.


    Der Stadionumbau, der 2009 beendet sein wird, erhöht die Kapazität auf 30.000. Reicht das, um finanziell zukünftig mit Teams wie Stuttgart oder Bremen mithalten zu können?


    Rudi Völler: Mehr als 30.000 Zuschauer hätte in Leverkusen keinen Sinn gemacht. Wir werden durch den Umbau aber vor allem mit den Business Seats viel mehr Geld generieren können, als bisher. Und das ist auch dringend erforderlich, wenn wir den Anschluss nicht verlieren wollen. Vereine wie Hannover oder Frankfurt mit ihren WM-Stadien und den dementsprechenden finanziellen Möglichkeiten werden zukünftig auch um die internationalen Plätze mitspielen. Sich da zu behaupten, wird schwierig genug für uns.


    Das Interview führte Andreas Kötter / Eurosport