1:0 gegen Prag - Leverkusen vorzeitig in nächster Runde

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    1:0 gegen Prag - Leverkusen vorzeitig in nächster Runde


    Von Roland Zorn, Leverkusen


    06. Dezember 2007 In voller Mannschaftsstärke ging wenig, aber in Unterzahl klappte es dann doch für Bayer Leverkusen. Dank eines 1:0-Erfolges über Sparta Prag erreichte der Vierte der Fußball-Bundesliga als zweite deutsche Mannschaft die K.o.-Runde im Uefa-Pokal. Den Erfolg über den tschechischen Rekordmeister in diesem Vorrundenspiel der Gruppe E sicherte ein Kopfballtor von Manuel Friedrich (72. Minute). Bayer kann nun unbeschwert die Reise zum letzten Gruppenspiel beim FC Zürich am 19. Dezember antreten.


    Dann wird Kapitän Carsten Ramelow aber nicht dabei sein, der am Donnerstag in der BayArena nach einer Stunde wegen einer Tätlichkeit der leichteren Sorte die Rote Karte sah. „Die Erleichterung ist unglaublich groß. Denn nach dem Platzverweis hat die Mannschaft taktisch enorm gut gespielt und völlig verdient gewonnen. Ich bin froh, dass wir nicht nervös geworden sind. Ein toller Abend für uns“, bilanzierte Trainer Michael Skibbe. „So ein Spiel kann auch 0:0 ausgehen, da hätten wir uns nicht beklagen dürfen“, sagte Torschütze Friedrich.


    Frage nach Regisseur erledigt sich von selbst


    Vorher wurde in Leverkusen die Regisseursfrage gestellt: Barbarez und Schneider, nur Barbarez, zuerst Barbarez, später Schneider? Alles müßig. Da Barbarez über einen eingeklemmten Nerv an der Wade klagte und Skibbe den auch noch fiebernden Nationalspieler Schneider nach zehnwöchiger Verletzung erst einmal auf der Bank ließ, startete Bayer ohne seine zwei erfahrensten Spiellenker in diese internationale Begegnung.


    Kießling spielte den Part im offensiven Mittelfeld, Gekas rückte in die erste Elf auf den Platz der einzigen Spitze vor. Auch wenn der kurzfristige Ausfall des zuletzt glänzenden Bosniers als betrüblich eingestuft wurde, fühlte sich die Werkself nach zuletzt vier Bundesligasiegen und der Eroberung von Platz vier in der Tabelle doch stark genug, ihr europäisches Zwischenziel gegen den tschechischen Rekordmeister zu erreichen.


    Leverkusens Spiel zwar schön, aber nicht effektiv


    Dass den Leverkusenern in den ersten 45 Minuten eine ordnende Hand gut getan hätte, war indes unverkennbar. Die meist vom bemühten Barnetta eingeleiteten Offensivaktionen der jugendlich bewegten Rheinländer waren zwar oft genug hübsch anzusehen, taten den gut organisierten Tschechen indes nicht weh. Was im rheinischen Dauerregen an Distanzschüssen vom quirligen Freier, von Castro oder Rolfes auf Torhüter Grigar zukam, parierte der Prager souverän.


    Sparta hatte vor dem Wechsel sogar die besseren Gelegenheiten. Der im Umschalten von Defensive auf Attacke und bei Kontern stets gefährliche Dritte der tschechischen Liga hätte beinahe sogar einen Leverkusener als unfreiwilligen Partner seiner Angriffszüge herzlich willkommen heißen können. Zum Glück für Torhüter Adler landete Castros verunglückter Kopfball nach Slepickas Flanke am eigenen Pfosten (8. Minute).


    Ramelows leichter „Händedruck“ mit Folgen


    Zur Halbzeit stellte Skibbe seine offensive Mittelfeldreihe um. Barnetta, in der Zentrale zwar eifrig, aber nicht effektiv, besetzte den linken Flügel, Kießling wechselte von links in die Mitte. Was blieb, war das Warten auf Schneider, denn die Attacken von Bayer wurden auch nach der Pause nicht zwingender und bedrohlicher. Die Wende zu mehr Leverkusener Leidenschaft führte eine Dummheit von Bayer-Kapitän Carsten Ramelow herbei.


    Dem Berliner, 33 und kein bisschen weise, rutschte, weggeschubst vom dafür verwarnten Rezek, die Hand aus - und die landete im Gesicht des Tschechen (60.). Der englische Schiedsrichter Atkinson zögerte nicht eine Sekunde, Ramelows leichten „Händedruck“ mit der Roten Karte zu sanktionieren. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung. In Unterzahl konnte nur noch der kränkelnde Bernd Schneider helfen, zumal die Tschechen nun ihre Chance auf den vollen Erfolg in der BayArena zu nutzen versuchten.


    Bayer entdeckt nach Platzverweis den Kampfgeist


    Freier musste in der 66. Minute weichen, und der 34 Jahre alte Altmeister Leverkusener Spielkunst kam endlich. Der Thüringer, der sich nach 84 Minuten schon wieder erschöpft gegen Gresko auswechseln ließ, machte seinem Team zumindest neuen Mut. Scheiterte Gekas noch frei vor Grigar am Torhüter, ließ sich Innenverteidiger Manuel Friedrich seine Kopfballgelegenheit nach Barnettas Ecke (72.) nicht entgehen.


    1:0 führte die Elf mit zehn Spielern, weil sie, gereizt durch Ramelows Platzverweis und angefeuert von 18.000 Zuschauern, nun auch ihren Kampfgeist entdeckt hatte. Damit erreichte sie ihr Ziel trotz gewichtiger Handikaps dann doch noch - nach einer unter den widrigen Umständen respektablen Leistung.


    Bayer Leverkusen - Sparta Prag 1:0 (0:0)
    Leverkusen: Adler - Castro, Friedrich, Haggui, Sarpei - Ramelow, Rolfes - Freier (66. Schneider/84. Gresko), Barnetta, Kießling - Gekas (79. Sinkiewicz). - Trainer: Skibbe
    Prag: Grigar - Pospech, Repka, Kadlec, Zabavnik (89. Brezinsky) - Kladrubsky - Slepicka, Horvath, Kisel, Rezek (72. Matusovic) - Dosek. - Trainer: Bilek
    Schiedsrichter: Martin Atkinson (England)
    Tor: 1:0 Friedrich (71.)
    Zuschauer: 17.771
    Rote Karte: Ramelow nach einer Tätlichkeit (60.)
    Gelbe Karten: Barnetta, Castro - Kisel, Rezek




    Text: FAZ.NET
    Bildmaterial: AP, ddp, dpa, REUTERS

    Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorbei, in der man kann.