DFB verlängert Verträge mit Löw und Neid

  • 25.10.2007 19:14 DFB-Bundestag 2007


    Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat die Verträge mit Bundestrainer Joachim Löw und Silvia Neid, der Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft, sowie ihren Trainerteams frühzeitig verlängert.


    Löw unterschrieb einen bis zum Ende der Weltmeisterschaft 2010 datierten Vertrag. Ebenfalls bis zu diesem Zeitpunkt setzt der DFB die Zusammenarbeit mit Löws Assistent Hans-Dieter Flick, Torwart-Trainer Andreas Köpke und dem Schweizer Chefscout Urs Siegenthaler fort.


    Video-Interviews mit dem Bundestrainer und DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger finden Sie hier.


    Bis nach der Europameisterschaft 2013 verlängert wurde der Vertrag von Silvia Neid, deren Assistentin Ulrike Ballweg ab 1. Januar 2008 hauptberuflich für den DFB arbeitet. Die 42 Jahre alte Fußball-Lehrerin, bislang beim Hamburger Fußball-Verband angestellt und nur als Honorarkraft für den DFB tätig, wird neben ihrer Tätigkeit bei der Frauen-Nationalmannschaft auch die U 23 der Frauen übernehmen. Zudem wurde der Kontrakt mit Michael Fuchs, dem Torwart-Trainer der Frauen-Nationalmannschaft, bis nach der U 20-Weltmeisterschaft Ende 2008 verlängert.


    Zwanziger: "Bin sehr glücklich über Vertragsverlängerungen"


    DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger zeigt sich erfreut über den schnellen Abschluss der Vertragsverhandlungen: „Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir die Verträge mit Silvia Neid und Joachim Löw verlängern konnten. Ich freue mich auf die Fortsetzungen der Zusammenarbeit mit zwei kompetenten und erfolgreichen Trainern und ihrem Team. Die Vertragsverlängerung mit Joachim Löw ist ein deutliches Signal dafür, dass wir zuversichtlich mit seiner Philosophie in die EURO 2008 und die WM 2010 gehen."


    Ebenso schätze er "die fachlichen und menschlichen Qualitäten von Silvia Neid, für die die Olympischen Spiele 2008 und die EM 2009 die nächsten Herausforderungen sind", so Zwanziger weiter. "Von der Arbeit beider Trainer sind zuletzt viele positive Impulse ausgegangen. Ich wünsche ihnen weiterhin viel Glück und Erfolg mit unseren Nationalmannschaften, die Aushängeschilder des deutschen Fußballs sind, und bin mir sicher, dass ich damit im Namen von Millionen Fans spreche.“


    Löw: "Hauptziel ist die Entwicklung der Mannschaften"


    Für Bundestrainer Joachim Löw ist die vorzeitige Vertragsverlängerung ein Beweis für das Vertrauen, dass das DFB-Präsidium in seine Arbeit setzt: „Ich freue mich enorm darüber, dass ich mit meinem Team den eingeschlagenen Weg auch in den kommenden Jahren fortsetzen kann. Unser Hauptziel wird es sein, die Entwicklung der Mannschaften des DFB und damit auch die des Fußballs in Deutschland weiter voranzutreiben. Dieses Ziel werden wir gemeinsam mit Matthias Sammer und Oliver Bierhoff mit aller Vehemenz und Energie verfolgen."


    Zufrieden äußert sich auch Silvia Neid, die die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in der Volksrepublik China im September zur erfolgreichen Titelverteidigung geführt hat: „Die Vertragsverlängerung ist ein großer Vertrauensbeweis für mich. Zum einen, weil sie vorzeitig erfolgte, zum anderen, weil er bis 2013 eine sehr lange Laufzeit hat, was mir eine große Planungssicherheit gibt."


    Neid weiter: "Ich hoffe, ich kann das mir entgegengebrachte Vertrauen rechtfertigen. An Zielen wird es uns in den kommenden Jahren nicht mangeln. 2008 stehen die Olympischen Spiele in Peking an, 2009 wollen wir unseren Titel bei der Europameisterschaft in Finnland verteidigen und 2011 wartet die nächste Weltmeisterschaft – hoffentlich in Deutschland.“


    Stimmen zur Vertragsverlängerung von Löw und Neid:


    Wolfgang Niersbach: „Es war unser Ziel, rechtzeitig vor der EURO 2008 klare Verhältnisse zu schaffen. Das haben wir nun erreicht. Ich freue mich sehr auf die weitere Zusammenarbeit mit einem tollen Trainerteam.“


    Oliver Bierhoff: „Ich freue mich sehr auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Trainerstab. Die Trainer leisten hervorragende Arbeit und ich bin von dem Weg, den wir gemeinsam gehen, absolut überzeugt. Daher ist dieser Schritt, sich jetzt darauf zu einigen, bis zur WM 2010 im kompletten Trainerteam weiterzuarbeiten, nur logisch. Die frühzeitige Verlängerung aller Trainerverträge ist ein Zeichen des gegenseitigen Vertrauens und des Glaubens an unsere Arbeit. Gemeinsam mit Sportdirektor Matthias Sammer, mit dem eine enge und gute Zusammenarbeit besteht, ist somit die sportliche Kontinuität im DFB gesichert.“


    Matthias Sammer: „Ich finde es erfreulich, dass der DFB diese wichtigen Personalentscheidungen frühzeitig getroffen und die Verträge langfristig verlängert hat. Gerade in den sportlichen Führungspositionen ist Kontinuität und Planungssicherheit immens wichtig, um die Gesamtphilosophie, die der Deutsche Fußball-Bund verfolgt, weiter fortzuführen und zu vertiefen."


    Hans-Dieter Flick: „Ich freue mich natürlich sehr über die vorzeitige Vertragsverlängerung und die weitere Zusammenarbeit mit Joachim Löw, der Mannschaft und dem Team hinter dem Team. Diese Entscheidung zeigt, welches Vertrauen die DFB-Verantwortlichen in unser Trainerteam haben und ist zudem eine Bestätigung für unsere bisherige Arbeit. Wir haben im vergangenen Jahr große Fortschritte erzielt, doch der von uns eingeschlagene Weg ist noch nicht zu Ende. Gerade im Bereich der individuellen Förderung der Nationalspieler gibt es in den kommenden Jahren einiges zu tun."


    Andreas Köpke: „Die Verlängerung der Verträge ist eine Chance, all die Dinge, die wir in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht haben, weiterhin konsequent umzusetzen. Die Mannschaft auf die EURO 2008 vorzubereiten und dann zur Weltmeisterschaft in Südafrika zu führen, ist eine große Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Für mich persönlich geht es in den kommenden Jahren vor allem auch darum, jüngere Torhüter an die Nationalmannschaft heranzuführen."


    Urs Siegenthaler: „Stillstand bedeutet im Fußball zumeist Rückschritt, deshalb ist die Vertragsverlängerung mit dem kompletten Trainerteam bis zur WM 2010 für mich auch ein Ansporn, in Zukunft noch akribischer zu arbeiten und im Scouting-Bereich den eingeschlagenen Weg gezielt weiterzugehen.“


    Ulrike Ballweg: „Ich bin sehr glücklich über die Entscheidung, ab dem 1. Januar hauptamtlich für den DFB arbeiten zu können. Damit kann ich mich voll und ganz auf die Arbeit mit der Frauen- und der U 23-Nationalmannschaft konzentrieren. Ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass wir auch in den kommenden Jahren in der Weltspitze mitspielen. Ich denke, es ist ein Zeichen für die gute Entwicklung und den Stellenwert des Frauenfußballs innerhalb des DFB, dass diese Aufgabe mit einer weiteren hauptamtlichen Kraft im Trainerbereich angegangen wird.“


    Michael Fuchs: „Ich freue mich riesig über die Vertragsverlängerung. Ich mache den Job als Torwart-Trainer der Frauen-Nationalmannschaften sehr gerne. Schon die WM und die Vorbereitung darauf haben mir viel Spaß bereitet. Im kommenden Jahr habe ich mehr Zeit, um im Nachwuchsbereich zu arbeiten. So kann ich bei den Juniorinnen die Weichen stellen, um die gute Torwart-Tradition im Frauenbereich fortzusetzen.“
    [hs]


    dfb.de

  • Löw sorgt für den Höhepunkt


    VON KARLHEINZ WAGNER, 25.10.07, 19:34h, AKTUALISIERT 25.10.07, 23:31h


    Mainz - Als man schon glaubte, besser könne es an diesem Abend im Mainzer Staatstheater für Theo Zwanziger gar nicht mehr kommen, da kam es doch noch viel besser. Unter dem tosenden Applaus der 250 Delegierten und den Augen internationaler Prominenz aus Fußball und Politik gab der DFB-Präsident zum Ende der Veranstaltung offiziell die Vertragsverlängerung von Bundestrainer Joachim Löw bis 2010 bekannt. Der Festakt zum Auftakt des 39. ordentlichen DFB-Bundestags hatte seinen vorzeitigen Höhepunkt, zumal der Präsident auch noch die Vertragsverlängerung mit Silvia Neid, der Trainerin der Fußballweltmeisterinnen, bis 2013 bekannt gab.


    „Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir die Verträge mit Silvia Neid und Joachim Löw verlängern konnten“, sagte Zwanziger sichtlich stolz. „Die Vertragsverlängerung mit Joachim Löw ist ein deutliches Signal dafür, dass wir zuversichtlich mit seiner Philosophie in die EM 2008 und die WM 2010 gehen.“ Dieses Bekenntnis zu seiner Philosophie - das war exakt das, was Löw im Vorfeld der Verhandlungen vom DFB gefordert und nun offenbar bekommen hat. „Ich freue mich enorm darüber“, sagte Löw. „Unser Hauptziel wird es sein, die Entwicklung der Mannschaften des DFB und damit auch die des Fußballs in Deutschland weiter voranzutreiben.“ Neben Löw hatten auch sein Assistent Hans-Dieter Flick, Bundestorwarttrainer Andreas Köpke sowie Chefscout Urs Siegenthaler ihre Verträge bis 2010 verlängert.


    Damit setzt der DFB unabhängig vom Abschneiden bei der EM 2008 weiter auf Kontinuität - auch dies war eine zentrale Forderung des Bundestrainers gewesen. Er wollte die Bewertung seiner Arbeit abgekoppelt wissen von kurzfristigen Erfolgsergebnissen. Zwanziger sagte jetzt, offenbar überzeugt: „Selbst wenn ich den Worst Case betrachte und wir in der Vorrunde der EM ausscheiden, war ja nicht auf einmal alles falsch, was vorher richtig war. Und wir müssten uns ja dann ernsthaft fragen, wer das Amt des Bundestrainers übernehmen soll. Ich sehe derzeit niemanden anderen als Jogi Löw.“
    Klangvoller Tusch


    Dieser klangvolle Tusch rundete die Auftaktveranstaltung zum 39. ordentlichen DFB-Bundestag ab auf eine Weise, die für einen Erfolg gar nicht mehr notwendig gewesen wäre. Zwanzigers Fazit auf das vergangene Fußballjahr war ohnehin unüberbietbar positiv ausgefallen: von der Fußball-WM 2006 - „unserem Sommermärchen“ - über die vorzeitige EM-Qualifikation der Nationalmannschaft bis hin zum WM-Titel der Fußballfrauen. Zwanziger mochte sich da - neben dem da noch unerwähnten Löw- / Neid-Clou - nurmehr eines wünschen: die Frauen-Fußball-WM 2011. „Wir haben alles getan, was wir tun konnten“, sagte er. „Ich hoffe, die Entscheidung fällt für Deutschland.“


    Da stimmte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ohne Einschränkung zu: „Das wäre das i-Tüpfelchen.“ Ansonsten betonte der Minister die gesellschaftliche Bedeutung des Sports im Allgemeinen und des Fußballs im Besonderen. „Der DFB hat mit seinen 6,5 Millionen Mitgliedern eine herausragende soziale Bedeutung und Verantwortung.“ Dieser Verantwortung stelle sich der Verband, fand Schäuble und lobte die großen DFB-Aktionen für Integration, gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. Zudem bereitete er den Boden für den folgenden Auftritt des DOSB-Präsidenten Thomas Bach, indem er vorrechnete: „Mit 33 Milliarden Euro Jahresumsatz trägt der Sport genauso viel zum Bruttosozialprodukt bei wie etwa die Energieunternehmen. Und der Fußball ist einer der am stärksten wachsenden Märkte überhaupt.“ Und dennoch müsse man bei der Gesetzgebung die „Spezifika“ des Sports stärker berücksichtigen.


    Diesen Ball der wirtschaftlichen Wucht nahm Bach dankend auf und pries zudem die gesellschaftliche Wucht des Fußballs: „Die WM 2006 hat die Einstellung der Deutschen zum Sport verändert, die Einstellung der Deutschen zu ihrem Land und die Einstellung zu sich selbst.“ Die Konsequenz aus all dem: „Der DFB kann immer auf den DOSB zählen“ - vor allem beim gemeinsamen Kampf um eine Verankerung des Sports im Grundgesetz.


    Welch ein Erfolg - aber was ist das schon gegen einen neuen Vertrag für Bundestrainer Löw?

    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1193315355212


    Kommentar : Korrektes Bonbon


    VON KARLHEINZ WAGNER, 25.10.07, 23:31h


    Die Inszenierung war außergewöhnlich, das Resultat aber ist in Ordnung. Dass DFB-Präsident Theo Zwanziger im Stile despotischer Wahlkämpfer kurz vor der Abstimmung noch ein Bonbon für die Delegierten aus dem Ärmel zaubert - das kennt man sonst nur von Politikern (mehr Arbeitsplätze, höhere Löhne, weniger Steuern), Klub-Präsidenten aus Spanien (ich kaufe euch Ronaldo / Beckham / Zidane) oder dem 1. FC Köln. Aber das soll den Wert der Vereinbarung nicht schmälern - zumal Bundestrainer Löw offenbar seine im Vorfeld geltend gemachten Forderungen nach Kontinuität und seiner Systematik hat durchsetzen können.


    Löw kann jetzt in Ruhe den eingeschlagenen Weg fortsetzen - den Kader der Nationalmannschaft umkrempeln, experimentieren und sogar Spiele verlieren, ohne sich den Pfiffen von den Rängen oder den Reflexen des Boulevards anschmiegen zu müssen. Das ist ein großer Vorzug, der einen Erfolg im weiteren Verlauf sicherlich ermöglicht, aber keineswegs garantiert.


    Porös ist denn auch die Argumentation von Zwanziger mit Blick auf ein Scheitern bei der EM 2008: „Da müssten wir uns ja ernsthaft fragen, wer das Amt des Bundestrainers übernehmen soll. Ich sehe da derzeit niemanden anderen als Jogi Löw.“ So redet man über einen aus dem Jenseits Geschickten, aber nicht über einen Verhandlungspartner, von dem man sich irgendwann wieder trennen kann. Oder muss.

    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1193144137426