Diabolisch, männlich - jung

  • München - Der Beginn der Bundesliga-Spielzeit 2007/08 rückt immer näher. Im Sport1-Sonderheft gibt's alles Wissenswerte zu den 18 Teams. Aktuell: Bayer Leverkusen.


    Endlich einmal kommt Bayer 04 über Platz zwei hinaus: Die Leverkusener haben die schönsten Trikots der Bundesliga.
    "Szenig und männlich diabolisch", fand eine Jury des Studiengangs Modedesign der Mediadesign Hochschule in Berlin, München und Düsseldorf die rot-schwarzen Hemden mit dem Polokragen im Retro-Stil.


    Neue Ära ohne Brasilianer
    Sportlich gesehen präsentiert sich die neue Bayer-Mannschaft modern und jung: Alte Zöpfe wurden abgeschnitten, was nicht nur durch den Weggang von "Pferdeschwanz-Bomber" Andrej Voronin zu erkennen ist.
    Zum ersten Mal seit 20 Jahren steht nämlich kein Brasilianer im Kader der Rheinländer, die fast zwei Jahrzehnte lang stets ein besonderes Geschick darin zeigten, Spieler aus dem Land des fünfmaligen Weltmeisters für relativ wenig Geld unter Vertrag zu nehmen.


    Wer ist neu?
    In diesem Jahr sind die Verantwortlichen einige tausend Kilometer weiter südlich fündig geworden: Arturo Vidal kam für fünf Millionen Euro vom chilenischen Traditionsverein Colo Colo. Der Außenverteidiger steht mit seinen 20 Jahren für den Umbruch bei Bayer.
    Der 21-jährige Lukas Sinkiewicz, der vom 1. FC Köln auf die andere Rheinseite wechselte, soll zusammen mit Manuel Friedrich die Abwehrzentrale bilden. Mit seinen 27 Jahren ist der ehemalige Mainzer, der die Position des nach Rom gewechselten Juan einnehmen soll, fast schon ein alter Mann in der Viererkette, denn auch Rechtsverteidiger Gonzalo Castro ist erst 20 Jahre alt.


    Ganz Europa schaut auf unsere junge Truppe", sagte Manager Michael Reschke zuletzt im "Express". "Wir haben einige Spieler verpflichten können, die auch andere sehr, sehr gerne unter Vertrag hätten."
    Zu diesen Spielern gehört auch Ricardo Faty. Der 20 Jahre alte Franzose kam vom AS Rom, für den er in der abgelaufenen Saison elf Erstliga- und drei Champions-League-Spiele machte.
    Der in der vergangenen Saison ausgeliehene Abwehrspieler Sascha Dum (20) kam aus Aachen zurück, und zuletzt verpflichtete Bayer noch Stürmer Atanas Kurdov. Der 18-jährige Bulgare soll allerdings zunächst in der von Ulf Kirsten trainierten Reserve Erfahrungen sammeln.


    Wer sind die Hoffnungsträger?
    Sein Ausnahmekönnen hat Theofanis Gekas bereits unter Beweis gestellt. Mit 20 Treffern war der Grieche in der vergangenen Saison der Garant für den Klassenerhalt des VfL Bochum und sicherte sich zudem die Torjägerkanone.
    Tranquillo Barnetta (22) und Stefan Kießling (23) sollen den 27-Jährigen mit Vorlagen füttern, aber die zentrale Figur im Leverkusener Offensivspiel heißt natürlich Bernd Schneider.
    Der Nationalspieler freut sich besonders auf den Neuzugang aus Bochum. "Du weißt, wenn deine Flanke gut kommt, dann macht er auch etwas draus." Einen wie Gekas "hatten wir seit Ulf Kirsten nicht mehr", sagt Schneider. Das Zusammenspiel mit Gekas "klappt schon ganz hervorragend. Wir verstehen uns auf dem Platz", kann Schneider seine Begeisterung kaum zügeln.
    "Theofanis wird uns sicher weiterhelfen", glaubt auch Michael Skibbe. Neben Schneider setzt der Trainer auf bewährte Kräfte wie Ex-Kapitän Carsten Ramelow und Simon Rolfes. Neben den vielen jungen Spielern stehen Vratislav Gresko, der von 1999 bis 2000 schon einmal bei Bayer spielte und Hans Sarpei (Wolfsburg) für Erfahrung. Sergej Barbarez wird um einen Platz im Team kämpfen müssen.


    Wie ist die Stimmung?
    Hätte sich Leverkusen nicht beim FC St. Pauli schon in Runde eins aus dem Pokal verabschiedet, könnte man die Vorbereitung, in der Gekas allein 14 Mal traf, als gelungen bezeichnen.
    "Wir haben gesehen, dass eine sehr gute Vorbereitung nicht unbedingt zu einem guten ersten Pflichtspiel führen muss", sagte Skibbe nach der 0:1-Niederlage am Millerntor.


    Nachdem man hier zuletzt geträumt hat, was man in dieser Saison alles erreichen kann, sind wir jetzt wieder in der Realität angekommen", meinte Sportchef Rudi Völler.


    Was sind die Ziele?
    Ein wenig realitätsfremd zeigte sich jedoch Wolfgang Holzhäuser: "Die Bayern sind hier auch schon ausgeschieden, und danach Meister geworden", erklärte der Bayer-Geschäftsführer.
    "Schon nächstes Jahr", erklärte Holzhäuser zuletzt im "Express" könne Bayer "die ersten drei Plätze angreifen. Das schließt Platz eins ausdrücklich mit ein."


    Sport1-Prognose:
    Bayers großes Problem in der Vergangenheit war die nicht vorhandene Konstanz. Ob sich diese mit den vielen jungen Spielern einstellen wird, ist fraglich. Der Weggang von Juan könnte die Leverkusener noch schmerzen. Aber wenn Gekas so trifft wie zuletzt in Bochum, und Schneider an seine überragend Form der Vorsaison anknüpft, sollte Platz fünf drin sein. Ein Platz zwischen zwei und vier wäre eine Überraschung. Zu Platz eins reicht es vorerst nur bei den Trikots.


    Quelle: sport1.de