Zum Thema Staugefahr am Stadion : Stau: Stadt gesteht Fehler ein

  • VON ULRICH SCHÜTZ


    (RP) Die Stadt- und Bayer 04-Mitarbeiter, die das Verkehrschaos vom Sonntag zu verantworten haben, hatten Glück, dass sie wütenden Fußballbesuchern nicht in die Augen sehen mussten. Gestern räumte die Stadtspitze grobe Fehler ein.


    „Wir wollen nicht schön reden, was nicht schön war“, kommentierte gestern ein Stadtsprecher das Verkehrschaos vom Sonntag. Es bestehe „Optimierungsbedarf“. Stadtsprecher und Fußballfan Michael Wilde muss es wissen: Er war selber Besucher des A-Jugend-Fußball-Meisterschaftsspiels Bayer 04-Bayern München. Die Besuchermenge entsprach der Fanzahl, die an normalen Bundesliga-Profispielen gezählt wird. Der Unterschied: Die Stadt hatte keine Seitenstraßen gesperrt, keine Siedlungen geschützt, keine Verkehrsregelung irgendeiner Art getroffen. Die Begründung dafür: „Wir hatten kein Personal.“


    Wo waren die Stadtteams denn? Der Stadtsprecher erklärte: bei anderen wichtigen Veranstaltungen wie bei der Tauchermesse in Hitdorf, am Trödelmarkt Wöhlerstraße, am Trödelmarkt „Am Wasserturm“ und beim Radrennen des RC Titan. Sicher ziehen diese Trödelmärkte Besucher an, aber sicher nicht 22500, wie das Fußballspiel. Das Radrennen fand ohnehin fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Stadtsprecher Wilde räumte ein: „Im Vorfeld der Veranstaltung war in der Stadtverwaltung der Informationsfluss schlecht – urlaubs- und krankheitsbedingt.“


    Selbst als der Verkehr zusammengebrochen war, tummelten sich die städtischen Verkehrsteams und Knöllchenschreiber demnach in ruhigeren Bereichen. Erst als Hilferufe der Anwohner aufliefen, wurden einzelne Teams in das Stadionumfeld dirigiert. Dort tobte längst der Bär. Die Siedlungen in Stadionnähe wurden komplett zugeparkt. Einige Anwohner schoben vor ihrer Türe Wache, damit die Einfahrten frei blieben. Wer als Anwohner seinen Wagen unter der Stelzenautobahn geparkt hatte, konnte Pech haben: Einige Pkw wurden komplett zugeparkt. Wer als Besucher erfolglos seine zehnte Runde unter der Stelze gedreht hatte, hätte am liebsten vor Wut ins Lenkrad gebissen. Das war Fahrern anzusehen, die Flüche aus den Fahrzeugen sprachen Bände. Zu der Zeit hatte das Spiel längst begonnen. Also fuhren die auswärtigen Gäste – teils rücksichtslos – über Rad- und Fußwege, so dass Radler und Fußgänger abgedrängt wurden. Es fehlte nicht viel, dann hätten die Kraftfahrer auch noch den Dhünn-Radweg zugestellt. Wer sollte die Fahrer auch hindern oder ermahnen? Polizei oder Stadtbedienstete? Die wurden von Anwohner oft vergebens gesucht. Nein halt, mindestens zwei Knöllchenschreiber gingen gegen Falschparker vor. Wenig nachvollziehbar aber die Höhen der Strafen: Autofahrer, die auf Grünstreifen standen, kamen mit fünf Euro davon. Es spielte dabei keine Rolle, ob vor oder nach dem Ausparken Fußgänger gefährdet wurden. Die Stadt kümmert sich um den fließenden Verkehr nicht. Ein Fahrer, der zwar außerhalb der Markierungen, aber nicht störend geparkt hatte, muss 15 Euro zahlen.


    Fußballfan-Schadstoffe
    Aus Sicht der Umweltschützer war das Verkehrschaos ein Gau. Stehende Autos mit laufendem Motor produzieren Abgase, ohne dass ein Fortkommen stattfindet. Dies ist die unnötigste aller CO2-Produktionen. Mitverantwortlich dafür: die Mitarbeiter von Stadt und Polizei. Sie sorgten nicht für einen reibungslosen Ablauf. Etwa am Europaring/Mühlenweg: Hier hätte eine individuelle Verkehrsregelung die Staus auf der Bismarckstraße schnell aufgelöst.


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    Kommentar : Imageschaden für die Eventstadt
    ULRICH SCHÜTZ


    (RP) Hoteliers, die Vertreter der städtischen Wirtschaftsförderung und die Politiker versuchen seit Jahren, diese Stadt Leverkusen als freundliche und kompetente Veranstaltungsstadt in den Köpfen von Nicht-Leverkusenern zu etablieren. Was die Stadt im Zusammenspiel mit Bayer 04 aber am Sonntag als Veranstaltungsleistung ablieferte, dies verdient den letzten Tabellenplatz und mindestens den Abstieg in die Amateur-Liga. Aus der ganzen Bundesrepublik reisten Fußballfans zum Spiel der A-Jugend Bayer 04 gegen Bayern München an. Die vielen Autofahrer wurden miserabel empfangen. Es gab keinerlei logistische Hilfen und keine Hinweise. Die Kraftfahrer landeten im Stau – ob sie wollten oder nicht. Das zerrte an den Nerven. Ganz abgesehen davon wurde unnötig die Luft verpestet. Schlimm: Offenbar hatte sich niemand auf den Fanansturm vorbereitet – auch wegen interner Kommunikationsprobleme. Flexibilität zeigten die Verantwortlichen selbst am Sonntag nicht: Da wurden unter anderem zwei Trödelmärkte „betreut“, statt sich zumindest für ein paar Stunden um die BayArena-Probleme zu kümmern. So nahmen die auswärtigen Fans eines mit: Leverkusen – nie mehr mit mir. Schöner Imageschaden.


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