Zum Abtanzen in die Disko

  • VON UDO BONNEKOH


    (RP) Leicht entkräftete Leverkusener kamen beim 3:2 in Berlin noch in Bedrängnis. Die heiter gestimmte Mannschaft bekam von Trainer Michael Skibbe ein paar freie Tage.


    Tranquillo Barnetta spielte beim Abgang verschmitzt lächelnd den Ahnungslosen. „Feiern?“, fragte der pfiffige Schweizer zurück, „nee, nee, gefeiert wird doch erst am nächsten Wochenende nach dem letzten Spiel gegen Dortmund, oder?“ Doch schon in diesem Moment, mehr als eine halbe Stunde nach dem Leverkusener 3:2 in Berlin, wirkte die Bayer-Delegation ausgesprochen heiter, was nicht nur am Genuss von ein paar Flaschen Light-Bier eines Hertha-Sponsors in der Kabine des Olympiastadions lag. „Wir haben für den Sieg stark gearbeitet. Und vielleicht haben wir in der ersten Halbzeit so gepowert, dass uns gegen Ende die Kräfte ein bisschen ausgegangen sind“, sagte Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der mit einem Kopfball das 1:0 gemacht hatte nach den Lattenschüssen von Stefan Kießling und Simon Rolfes. „Jetzt haben wir Grund, etwas zu feiern“, meinte der Innenverteidiger, der inzwischen den Kollegen Karim Haggui und Ahmed Madouni den Rang abgelaufen hat („Ich hab’ mich ins Team reingekämpft“).


    Da sich der jung gebliebene Trainer Michael Skibbe als Düsseldorfer Bürger ganz gut auskennt in der bewegten Szene der Landeshauptstadt, ist er nach dem Rückflug von Berlin mit den Jungs „fast komplett“ noch in eine bekannte Disko gezogen, „Nero“ mit Namen – zum Abtanzen nach einem aufregenden Tag mit glücklichem Ende. Dass „bis Dienstag frei“ ist, hatte der Fußball-Lehrer noch vor Ort zu jedermanns Freude verkündet, als sich auch durch das Hannoveraner Ergebnis in Bielefeld nicht mehr rütteln ließ am Einzug in den Uefa-Cup.


    Die Leverkusener, bei denen Sergej Barbarez erst kurz vor Schluss Dienst tun durfte, verlangten sich durch Unaufmerksamkeiten gegen anfangs konfuse Berliner unnötig viel ab. Gonzalo Castro, zuweilen sehr genügsam in seinem Anspruch an sich selbst, ließ sich vorm 1:1 von Pantelic arg einfach versetzen, was Andrej Voronin postwendend reparierte mit seinem strammen Schuss unter die Latte. Beim 2:2 von Gimenez ließ René Adler den Ball in die Mitte abprallen, zudem hinderte niemand den flotten eingewechselten Kevin-Prince Boateng an der Flanke, was in dem Augenblick eigentlich Fredrik Stenmans Aufgabe gewesen wäre. Und gegen Ende standen die Berliner reihenweise frei vor Adler – ob der wie zu Leverkusener Zeiten viel zu egoistische und vorm Tor zu ungefährliche Bastürk oder Gimenez und Gilberto.


    „Da haben wir viel zu spät angegriffen“, monierte Skibbe, der die Stimmung nicht zu belasten gedachte mit weiterem Mäkeln. Dass Bayer nun 14 Siege verzeichnet, erfreute ihn. Die 13 Niederlagen bislang sind allerdings auch sehr belastend für einen Coach.


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