Zum Schwur nach Berlin

  • VON UDO BONNEKOH


    (RP) Die Leverkusener leben vor der Partie im Olympiastadion in einem Reizklima: Michael Skibbe hat einen Stilwandel im Training und in der Ansprache vollzogen. Und es gibt noch eine Sondersitzung mit dem Mannschaftsrat.


    Von den einst frohgemut propagierten höheren Zielen wie der Punkte-Aktion „50 plus“ mit gedacht offenem Ende und deutlichem Imagezuwachs haben sich die Leverkusener längst verabschiedet. Vor den beiden Schlussetappen der Fußball-Bundesliga gilt die Besitzstandswahrung als vornehmste Pflicht bei Bayer. Denn wenn auch Platz sechs reicht für die Uefa-Cup-Qualifikation, soll’s nur recht sein in schlechter gewordenen Zeiten. Wer will da noch rechnen mit höchstmöglichen 51 Punkten, mit 48 oder 49 Zählern oder etwa Trainer Michael Skibbe messen an seinen Versprechen von früher? Augen zu und durch – so heißt das jetzt in misslicher Lage und mit brüchiger Stimme, da der Zugang nach Europa arg eng geworden ist.


    „Wir sind schon in schwierigeren Situationen wieder aufgestanden“, sagt Michael Skibbe vor dem samstäglichen Gang nach Berlin zur Hertha, auf seinen Erfahrungsschatz mit einer wetterwendischen Leverkusener Mannschaft bauend. Der Coach selbst jedenfalls gibt sich „kämpferisch und angriffslustig“.


    In diese Stimmung, aus der im Olympiastadion der nötige Erfolg wachsen soll, will der Fußball-Lehrer auch das spielende Personal versetzen – mit allerlei begleitenden Maßnahmen. Da gab es gestern ein gemeinsames Essen bei den einschlägig dekorierten Brüdern Wilbrand in deren feinem Restaurant in Odenthal. Zudem hat der Coach einen Stilwandel bei der Tagesarbeit vollzogen – mit gesteigerter Aggressivität im Training und rauerem Ton in der Ansprache. Überdies haben der Trainer und Sportdirektor Rudi Völler schon Gespräche geführt mit „einigen Spielern, und die sind alle gewillt, bis zuletzt Einsatz für Bayer zu zeigen“. Das gilt nicht nur für die demnächst Abwandernden, sondern auch für die verbleibende Belegschaft. Es herrscht also plötzlich ein Reizklima bei Bayer.


    Der Rest an Einstimmung auf das erste Finale in Berlin soll heute und morgen vor Ort erfolgen. „Wir alle müssen eine Schüppe drauflegen“, sagt Skibbe, der noch eine Sondersitzung mit dem Spielerrat einberufen wird. Das soll keine Diskussionsrunde mit Carsten Ramelow, Jörg Butt, Bernd Schneider, Juan. Simon Rolfes, Sergej Barbarez oder Tranquillo Barnetta werden, die zum Gremium zählen. „Ich möchte auch deren Meinung hören“, betont Skibbe. All das soll dazu dienen, „alle einzuschwören“. Denn was in Berlin erledigt werden kann, muss nicht auf die Partie gegen Dortmund verschoben werden.


    „Die Nachlässigkeiten aus den beiden letzten verlorenen Spielen müssen ausbleiben“, fordert Skibbe, der den Seinen heute Abend mitteilen will, wer in der ersten Elf steht. Die gegen Bielefeld gesperrt gewesenen Juan und Barnetta gehören gewiss dazu.


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