Ein lebenslustiger Vollprofi

  • Er spielt für Leverkusen, er lebt in Köln. Aus gutem Grund, Tranquillo Barnetta ist nicht aus der Schweiz gekommen, um nun in Deutschland ein ähnlich beschauliches Leben zu führen, wie er es in seiner eher behäbigen Heimat gewohnt war. Er will raus auf die Straße, und da soll sofort was los sein. Weshalb er nicht an der Dhünn, sondern am Kölner Mediapark residiert, da wird ihm das pralle Leben geboten. Ein paar Schritte nur, und er sitzt im Café, im Sommer am liebsten natürlich draußen. „Ich kann nicht immer nur an Fußball denken, ich brauche die Abwechslung“, sagt der 21-jährige Nationalspieler und genießt sichtlich die wärmenden Sonnenstrahlen, die ihm die Mittagspause im römischen Trainingslager von Bayer 04 versüßen.
    Was nicht heißen soll, dass der Kerl nur Flausen im Kopf hat. Im Gegenteil, sein Chef lobt den offensiven Mittelfeldspieler ausdrücklich für seinen zielgerichteten Lebensstil. „Aber hallo“, entfährt es Bayer-Cheftrainer Michael Skibbe, „der Tranquillo lebt sehr professionell. Aber wenn ein junger Spieler nicht auch die eine oder andere Disco oder Kneipe von innen kennt, dann stimmt etwas nicht mit ihm.“


    Mit Barnetta stimmt also alles, nicht aber nur aufgrund seiner Lebenslust. „Er ist ein überdurchschnittlich guter Spieler, der noch sehr viel erreichen wird“, weissagt Skibbe. Weshalb er heilfroh darüber ist, dass der Hochgelobte kürzlich seinen Kontrakt bei Bayer um zwei weitere Jahre verlängert hat - trotz eines lukrativen Angebots von West Ham United. „Sicher habe ich mir das durch den Kopf gehen lassen. Früher oder später ist die Premier League für mich auch ein Thema, sie hat einen großen Reiz. Doch bei West Ham kann ich nicht davon ausgehen, international zu spielen, und das will ich natürlich. Vor allem mit Blick auf die EM 2008 in der Schweiz.“


    In Leverkusen ist er sich diesbezüglich sicherer. „Wir haben eine junge Truppe, die in den nächsten zwei, drei Jahren noch weiter nach vorn kommen kann“, glaubt Barnetta felsenfest. Er stützt sich dabei auf sein Urteilsvermögen: „Bisher habe ich noch immer die richtige Entscheidung getroffen.“ Skibbe sieht es gern: „Nicht alle jungen Spieler, die früh zu einem großen Club wechseln, kommen auch durch. Wenn Dimitar Berbatov schon eher nach England gegangen wäre, dann hätte er wahrscheinlich mit 23 beim VfL Bochum wieder ganz von vorn anfangen müssen. Und ob Podolski oder Schlaudraff es bei den Bayern packen. . .“ Der Satz bleibt unvollendet.


    Unvollendet war auch Barnettas an sich grandioses Fußballjahr 2006. Nach einer tollen Vorsaison und einer für ihn persönlich ausgezeichneten WM mit der Schweiz war die zurückliegende Bundesliga-Hinrunde alles andere als perfekt. Eine rätselhafte Fußverletzung während der Vorbereitung warf ihn zurück. „Ich habe deshalb nie meine Topleistung zeigen können“, sagt Barnetta, dem spätestens nach einer weiteren Knöchelverletzung aus dem Uefa-Cup-Match gegen Berbatovs neuen Club Tottenham Hotspur mit dem wieder erstarkten Athirson ein gleichwertiger Konkurrent auf dem linken Bayer-Flügel erwachsen ist. „Er hatte hier eine schwere Zeit, deshalb freue ich mich sehr für ihn“, so Barnetta über den fast schon ausgemusterten Brasilianer, der momentan allerdings wegen eines Rippenbruchs außer Gefecht ist. Jetzt muss Athirson wieder aufholen. Ein interessantes Rennen.


    KR

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann