Viel Murks auf der Alm, Rheinische Post, Printausgabe

  • Viel Murks auf der Alm


    Von UDO BONNEKOH
    BIELEFELD Michael Skibbe schaute fröhlich in die Runde, orderte lächelnd ein frisch gezapftes Pils und gönnte sich einen kräftigen Schluck. Schon ein 0:0 in Bielefeld reichte dem Leverkusener Trainer als Stimmungs-Fördermittel und veranlasste ihn zu einem ausgesprochen optimistischen Blick in die nahe Zukunft. „Wenn wir jetzt am Freitag noch Hertha BSC schlagen, sieht es auch in der Tabelle für uns schon viel freundlicher aus”, meinte der Fußball-Lehrer, „sehr zufrieden mit dem Punkt bei der Arminia”.
    Es gehört ja schon seit einer Weile zu einer Leverkusener Spezialität, sich ein bizarres Bild von Anspruch und Wirklichkeit zu malen. Dieses unscharfe Selbst-Porträt allerdings hat wenig gemein mit der öffentlichen Wahrnehmung. „Wir haben anfangs richtig toll Fußball gespielt”, sagte Skibbe in seiner Maßlosigkeit. In Wahrheit präsentierte sich die einstmals „Alm” genannte Bielefelder Spielstätte, abgesehen von äußerst raren ansehnlichen Sequenzen, als Ort sportlicher Ödnis, als Fußball-Wüste, in der nichts gedeiht.
    Da fiel Bielefelds hoch gepriesener Innenverteidiger Westermann schon bei Ansicht des Balles vor lauter Unsicherheit um, was Bayers schwache Stürmer aber nicht zu nutzen verstanden. Und der Ex-Mönchengladbacher Korzynietz schlug die Kugel ohne Anwesenheit eines Gegners mal eben hoch auf die Tribüne. Es war zum Schaudern.
    Die Leverkusener versuchten sich, nachdem Barbarez und Freier drei tatsächlich ordentliche Chancen vergeben hatten, meist vergeblich daran, ein paar Passagen über mehr als zwei, drei Stationen hinzubekommen. Die Arminen ahmten das nach, so ergab sich eine sehr bunte Reihe von fast peinlichen Unzulänglichkeiten, die der tapfer angreifende Zuma hier und der vorgestoßene Juan dort (mit einem Kopfball) kurz unterbrachen.
    „Wir haben uns den Punkt erkämpft, das war eine Willensfrage”, erklärte Leverkusens Mannschaftsführer Bernd Schneider, „spielerisch aber war das sicher nicht gut.” Doch für den gemeinschaftlichen Spannungs- und Leistungsabfall fanden die Leverkusener eine kollektive Erklärung, die Schneider verbreitete: „Wir haben jetzt zwei englische Woche hinter uns. Da ist der Akku langsam leer.”
    Den Bielefeldern fiel rein gar nichts wirklich Plausibles ein als Erläuterung für den offerierten Murks. „Auf diesem Platz, der wie ein Acker ist, ist es besonders für die Stürmer schwer. Ich bin vor allem mit der Einstellung der Mannschaft zufrieden”, sagte Thomas von Heesen. Dem Trainer geht in diesen Tagen offenbar zu viel durch den Kopf, um alles gedanklich auf die Schnelle zu ordnen. Und das Thema Dortmund wird ihn weiter verfolgen.