Der Gewinner einer Krise

  • Der Brasilianer, schon als Fehleinkauf abgestempelt, hat nun doch wieder eine Zukunft in Skibbes Team.


    Leverkusen / Bukarest - Er war bereits als Fehleinkauf abgestempelt
    worden, stand im Sommer auf der Abschussliste und blieb nur wegen fehlender Interessenten bei Bayer 04 Leverkusen - doch die jüngste Krise spülte ihn urplötzlich wieder in die Startformation der Werkself. Die Rede ist vom Brasilianer Athirson, der auch beim Uefa-Pokal-Gastspiel der Rheinländer bei Dinamo Bukarest am Mittwoch wieder im Kader stand (Partie war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet).


    „Er hat sich für weitere Aufgaben empfohlen. Wir sind noch auf der Suche nach dem richtigen Spielsystem, und offensiv hat er seine Qualitäten“, lobte Trainer Michael Skibbe den 29-Jährigen, nachdem er beim 3:1 gegen Energie Cottbus erstmals von Beginn an gespielt und eine ordentliche Leistung abgeliefert hatte. Auch Sportdirektor Rudi Völler war begeistert und attestierte Athirson Mazolli de Oliviera, so sein voller Name, eine gute Entwicklung in den letzten Wochen.


    Dabei schien das Gastspiel des fünfmaligen brasilianischen Nationalspielers unterm Bayer-Kreuz bereits im Sommer vor dem Ende zu stehen. Der Mittelfeldspieler stand zum Verkauf, doch interessierte Klubs waren kaum vorhanden. Zumal Bayer 820 000 Euro an Ablösesumme gefordert hatte - exakt die Summe, die der Klub im Sommer 2005 für Athirson an Cruzeiro Belo Horizonte bezahlte.


    So pendelte der Brasilianer in dieser Saison zwischen Tribüne und Ersatzbank. Wegen der Geburt seiner Tochter weilte Athirson zudem zuletzt in Brasilien. Erst durch schwächere Leistungen und Verletzungen des Stammpersonals erhielt er wieder eine Chance - und nutzte sie. Gegen Bayern München erzielte der Mann mit der Rückennummer 13 nur neun Minuten nach seiner Einwechslung sein zweites Bundesligator. Erfolgserlebnisse für Athirson, die Seltenheitswert in Leverkusen hatten. Mit großen Vorschusslorbeeren angetreten (Völler: „Er garantiert uns attraktiven Fußball“), stand sein Engagement bei Bayer 04 von Beginn an unter keinem guten Stern. Als Linksverteidiger verpflichtet, erklärte Trainer Klaus Augenthaler den Brasilianer für Defensivaufgaben gänzlich ungeeignet. Ein krasser Fehler von Athirson leitete auch das frühe Aus im Uefa-Pokal gegen ZSKA Sofia und damit die Entlassung von „Auge“ ein.


    Unter Skibbe gehörte Athirson dann zur Stammkraft, ehe ihn eine Leistenoperation erneut aus der Bahn warf. Dennoch war der 15. Brasilianer in der Leverkusener Vereinsgeschichte bei 18 Liga-Einsätzen mit sieben Vorlagen der drittbeste Vorbereiter.


    Athirsons Vertrag in Leverkusen läuft noch bis 2008. Bis dahin soll dem besten Freund und Trauzeugen von Bayer-Verteidiger Juan der Durchbruch gelingen. Bei seinem ersten Gastspiel in Europa bei Juventus Turin (1999 bis 2003) war er noch gescheitert und kam in drei Jahren nur auf fünf Liga-Einsätze. Erst in seiner Heimat fand er zu alter Stärke zurück und empfahl sich wieder für europäische Klubs. (sid)


    Quelle : KSTA