Leverkusen: Kein System, keine Struktur, keine Handschrift

  • Bayer rochiert sich in den Keller


    Wenn nicht alles täuscht, dann hat am gestrigen Abend für Bayer Leverkusen der gefühlte Abstiegskampf in der Bundesliga begonnen. Mit der Niederlage rutschte die Werkself hinter den Hamburger SV, bei dem seit Wochen der Baum brennt, ein Punkt trennt die ambitionierte Bayer-Elf noch vom Abstiegsrang. Der Niedergang der Bayer-Truppe verlief gegen das, was um den HSV herum passierte weitgehend unbeobachtet, nichtsdestoweniger ist er dramatisch für die Beteiligten.


    Viele Möglichkeiten, flexible Spieler: Doch Voronin (li.) und Barbarez stecken mit Leverkusen in der Krise.
    Es läuft was schief unterm Bayer-Kreuz und es bleibt die Frage, wer und wie man es zurecht rücken will. Die Mannschaft, die in Stuttgart völlig versagte, präsentierte sich gegen den HSV zwar durchaus engagierter. Doch zu viele Spieler stoßen zu schnell an Grenzen und erlauben sich Fehler, die in der Liga bestraft werden. Auch vom HSV.


    "Immer jünger" sei sein Team während des Spiels geworden, führte Michael Skibbe in einer ersten Analyse an. Vor allen Dingen aber wurde es immer verwirrter. Kostprobe? Bayer startete mit Dreierkette, Fünfer-Mittelfeld und zwei Stürmern. Nach der Pause ging Kießling, für ihn kam Touré (18) und aus der Dreierkette wurde eine Viererkette mit dem Togoer links. Dann kam Stenman für Madouni, übernahm links hinten, Touré wechselte nach rechts. Freier schließlich kam für Barnetta, agierte rechts vorne, von wo Schneider nach links wechselte.


    Alles kapiert? Es ist ein großes Problem des Trainers und seiner Truppe: Es wird so viel rochiert, dass die Mannschaft völlig die Ordnung verliert. Es gibt weder System noch Struktur noch das, was man eine Handschrift nennt.


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    Bayer mit seinen vielen Möglichkeiten und seinen flexiblen Spielern hat sich mal so eben in den Keller rochiert. "Das ist schlimm, das ist bitter. Jetzt sind wir hinten dran", sagte ein völlig frustrierter Sergej Barbarez. Der Routinier vergab eine Großchance in der 47.Minute, als der Ball quer durch den Fünfer lief und er denkbar knapp verpasste: "Ich war total überrascht."


    Überrascht sind auch die Fans von Bayer. Negativ überrascht. Dem UEFA-Cup-Teilnehmer ("Die Belastung ist keine Entschuldigung. Wir wollten das", so Barbarez) droht jetzt Abstiegskampf. Die Naivität, die man defensiv an den Tag legt, wird so schnell nicht abzulegen sein. Wenn Michael Skibbe nicht in Rekordzeit eine Stammelf findet, wenn Umstellungen und Rochaden nicht bald der Vergangenheit angehören, wird die Verunsicherung weiter um sich greifen und der Gegner fleißig zum Toreschießen eingeladen wie am Sonntag der HSV. "Wir müssen nun eine Serie starten", mahnte Simon Rolfes am Sonntag an. Wichtiger wäre es, eine zu beenden. Zwei Niederlagen zuletzt und nun stehen Auswärtsspiele in Duisburg (Pokal) und in Mönchengladbach an. Kann der freie Fall gestoppt werden?


    kicker.de