Barbarez: Es tut mir weh, was beim HSV passiert

  • »Es tut mir weh, was beim HSV passiert«


    Aussprache mit Doll - Bosnier hegt keinen Groll mehr


    Sein Name ist in Hamburg noch immer in aller Munde. Der Niedergang des HSV, er wird auch am Weggang Sergej Barbarez' festgemacht. Am Sonntag erwarten der bosnische Angreifer (von 2000 bis 2006 beim HSV unter Vertrag) und sein neuer Verein Bayer Leverkusen die Hamburger Krisen-Kicker. Die MOPO bat den 35-Jährigen zum Gespräch.


    MOPO: Wissen Sie schon, mit wem Sie am Sonntag Ihr Trikot tauschen werden?


    Sergej Barbarez: Das ist ein Problem.


    MOPO: Warum?


    Barbarez: Ich habe einigen meiner Ex-Kollegen mein Trikot versprochen. Bestimmt fünf Leuten. Doch wir bekommen in Leverkusen immer nur zwei Trikots pro Spieltag. Das muss ich noch irgendwie regeln. Aber jeder wird eines bekommen. Ich im Gegenzug natürlich auch. Ich werde also mit einem vollen Sack HSV-Trikots nach Hause fahren.


    MOPO: Demnach ist Ihr Kontakt nach Hamburg weiterhin rege.


    Barbarez: Ja, sehr. Ich habe noch immer mit fast allen Kontakt.


    MOPO: Haben Sie die Partie in Porto verfolgen können?


    Barbarez: In der Konferenzschaltung, ja. Anders war es auf meinem Zimmer nicht möglich. Aber schön war das nicht.


    MOPO: Haben Sie mitgelitten?


    Barbarez: Selbstverständlich! Ich mache mir sehr viele Gedanken über den Verein. Was beim HSV passiert, tut mir weh. Gerade dieses Spiel in Porto hat geschmerzt. Selbst vor dem Fernseher.


    MOPO: Wie viel Hamburg steckt noch in Ihnen?


    Barbarez: Ich kann nicht sagen, dass es noch 100 Prozent sind. Aber es ist, wie es ist - Hamburg bleibt immer meine zweite Heimat. Und der Verein natürlich auch.


    MOPO: Aus der Weltstadt hinein ins piefige Leverkusen. Wie kommen Sie mit der Umstellung klar?


    Barbarez: Leichter, als ich dachte. Ich wohne in Langenfeld, also außerhalb Leverkusens. Von dort fahre ich eine Viertelstunde nach Düsseldorf, was vergleichbar mit Eppendorf ist. Köln ist auch 15 Minuten weg, das ist dann mehr wie das Schanzenviertel. Ich habe Hamburg also irgendwie immer bei mir.


    MOPO: Mit den Fans gibt es aber schon erste Probleme. Sie stehen in der Kritik.


    Barbarez: Es gab und gibt eben immer Leute, die mich auspfeifen. Aber es bleibt dabei: Ich habe keinen Grund, mir darüber Gedanken zu machen.


    MOPO: Sind Sie eigentlich noch sauer auf die Bosse des HSV?


    Barbarez: Es war nicht leicht, als ich ging, ganz sicher. Letztlich habe ich aber auch der Vereinsspitze in Hamburg einiges zu verdanken. Ich hatte dort wunderschöne Jahre, große Erfolge.


    MOPO: Keine Spur von Groll mehr?


    Barbarez: Was passiert ist, ist Sache des Geschäfts. Ich muss es akzeptieren.


    MOPO: Auch auf Thomas Doll waren Sie wütend. Sie sagten, er habe nicht alles versucht, Sie zu halten.


    Barbarez: Die Sache ist ausgeräumt. Ich habe ihn angerufen, dann saßen wir mal kurz zusammen. Nun schreiben wir uns regelmäßig SMS.


    MOPO: Sie sind auf ihn zugegangen?


    Barbarez: Ist das so verwunderlich?


    MOPO: Sie sind als stolzer Bosnier bekannt.


    Barbarez: Das bin ich auch. Aber es war mir sehr wichtig. Deshalb habe ich den Schritt gemacht. Ich möchte, dass dieses Verhältnis intakt ist und dass es auch so bleibt.


    MOPO: Mittlerweile wird befürchtet, dass Doll irgendwann selbst die Brocken beim HSV hinwerfen könnte.


    Barbarez: Das ist der einzige wirklich negative Gedanke, den ich beim HSV habe. Die Mannschaft ist sehr jung. Sie wird sich irgendwann finden, da bin ich mir sicher. Aber es wäre furchtbar für den gesamten Verein, wenn Thomas irgendwann die Nase voll hat.


    MOPO: Immer mehr Fans machen sich für eine Rückkehr von Ihnen stark. Halten Sie das für ausgeschlossen?


    Barbarez: Darüber sollte ich nicht sprechen. Das wäre meinem jetzigen Verein gegenüber nicht fair.



    Quelle: MOPO vom 20.10.2006