• Ohne Herz und Hirn


    Die Bilanz der Leverkusener beim 1:3 in Frankfurt fällt verheerend aus. Probleme gab es am laufenden Meter gegen eine Eintracht, der gleich sieben Stammspieler fehlten.


    VON UDO BONNEKOH


    FRANKFURT Er studierte staunend Leverkusens Formation, die er als Coach der Alemannia Aachen von der Partie zu Saisonbeginn noch anders in Erinnerung hatte. „Was ist mit Barnetta los, warum ist er nicht in der ersten Elf? Und wieso spielt der Papadopulos?“ fragte Dieter Hecking verwundert, der sich gestern in der Frankfurter Arena Bayers Elf anschaute, die am Samstag nach Hannover muss zu Heckings neuem Verein. Der Coach verließ das Stadion nach dem Leverkusener 1:3 in Frankfurt ganz still, keine Regung ließ sich aus seinem Gesicht ablesen.


    Beeindruckt von Bayer konnte er allenfalls in negativer Hinsicht sein. Die Leverkusener, so scheint es zumindest, stehen mit einer erneut herzlos auftretenden Mannschaft, die nicht mal mit Hirn die schwierige Situation zu erfassen vermag, vor großen Problemen. „Ich hätte das 2:1 machen müssen, schieß aber verkrampft, anstatt zu schieben. Und im Gegenzug machen die Frankfurter ihr Tor“, sagte Paul Freier, dem bei allen Bemühungen genauso wenig gelingen mag wie seinen Mitspielern.


    Michael Skibbe schien sich den Tatsachen, am laufenden Band auf dem Platz zu besichtigen, standhaft zu verweigern. Natürlich gab der Bayer-Trainer zu, „dass wir mit vier Punkten weit hinter den Erwartungen sind“, der Rat freilich an seine Mannschaft, so „weiter zu spielen, bis sich der Erfolg einstellt“, verblüfft nach einer allenfalls 20 Minuten lang akzeptablen Leistung. Ahmed Madouni, Schütze zum 1:0 und Unglücksrabe (vorm 1:2) in einem, verstieg sich sogar zu der Behauptung: „Wir haben nur 15 Minuten schlecht gespielt.“


    Dass die Leverkusener so etwas wie Kontrolle ausübten, konnte nur den wundern, der Eintrachts personelle Probleme und Ausfälle nicht kennt. Sieben Stammspieler fehlten Trainer Friedhelm Funkel, und der Rest stümperte bis zum Ausgleich von Takahara vor sich hin. Ballgewinn und Ballverlust in flotter Folge - und die Leverkusener machten außer dem 1:0 von Madouni nichts daraus. Wie schon in Genf beim 0:0 gegen Sion fehlte dem Pass in die Tiefe die Präzision. Michal Papadopulos agierte zwar umtriebig, aber auch nicht glücklich.


    Dampf machten die Leverkusener erst, als ihnen die Felle davonschwammen. Da schwang sich Gonzalo Castro zum Initiator einiger Angriffe auf, Simon Rolfes kam etwas auf Touren, Bernd Schneider, diesmal links für Barnetta, inszenierte einige ordentliche Passagen. „Der Erfolg stand auf des Messers Schneide“, meinte Skibbe, „wir haben uns gute Chancen erarbeitet. Aber wir machen halt keine Tore.“ Stefen Kießling, der verletzt fehlende Stürmer, saß in Frankfurt auf der Tribüne als Zuschauer.


    Quelle: Lokalsport der Rheinischen Post vom Montag