Die beiden Drahtzieher

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    Sie sind prima drauf, klar, denn sie haben sich nach Kräften reingehängt, um einen möglichst optimalen Job zu machen. Aber nun halten sie bei allem Optimismus den Ball flach. Die Wahrheit liegt halt aufm Platz.
    Dass unsere Mannschaft in nahezu sämtlichen Saison-Vorschauen von den tatsächlichen oder den selbst ernannten Experten nicht zu den Favoriten gezählt wurde, passt ihnen durchaus in den Kram.
    Die großen, umwerfenden Sprüche sind ohnehin nicht die Sache jenes Trios, das bei Bayer 04 für das Kerngeschäft – erfolgreicher und attraktiver Fußball in der Bundesliga, im DFB-Pokal und im UEFA-Cup – verantwortlich zeichnet: Sportchef Rudi Völler, Sportmanager Michael Reschke und Cheftrainer Michael Skibbe.


    Gemeinsam haben Völler und Reschke in den letzten beiden Jahren einen Turn-around geschafft, der in der Wachstumsbranche Profifußball seinesgleichen sucht und durchaus der Quadratur des Kreises ähnelt. Es ist ihnen gelungen, den Kader relevant zu verschlanken.


    Sportliche und vor allem finanzielle Aspekte waren für diesen Kraftakt in mehreren Etappen ausschlaggebend. Die Vorgabe: Konsolidierung möglichst ohne Reibungsverlust, sprich: ohne Niveaueinbuße.


    Das Publikum, in der BayArena seit vielen Jahren an gute Unterhaltung gewöhnt, sollte auch während der Zeit des Umbruchs und darüber hinaus attraktiven Sport erleben. Die Abkehr von früheren Denk- und Handlungsprinzipien lag und liegt auf der Hand.


    Dass unser umformiertes Team als verdienten Lohn seiner bärenstarken Rückrunde im Frühjahr vergleichsweise locker einen der begehrten UEFA-Cup-Plätze erreichen konnte und nun die Chance hat, an tolle und unvergessliche Vorstellungen auf europäischem Parkett anzuschließen, ist das bemerkenswerte Verdienst der Bayer 04-„Dreierbande“.


    Völler, das Gesicht des Vereins, wusste ganz genau, was er tat, als er am 9. Oktober 2005 Michael Skibbe, seinen Vertrauten aus der Ära bei der Nationalelf, zum Nachfolger von Klaus Augenthaler berief. Ein Glück, dass Rudi auch dann kein Jota von seiner Entscheidung abwich, als die offenbar unvermeidlichen zweifelnden Stimmen laut wurden.


    Die Verpflichtung erwies sich als ausgesprochener Glücksgriff. Unser Cheftrainer gehört vor Beginn der 44. Bundesliga-Saison zu den wenigen unumstrittenen Köpfen der Branche.


    Den Umbruch gemeistert


    Völler, dessen ungebrochene Popularität während der WM in Deutschland wieder einmal deutlich wurde, hat den Um- und Neubau mit dem ihm eigenen Fingerspitzengefühl umgesetzt. Sein guter Name (auch in Verbindung mit der Marke Bayer) kam ihm natürlich bei manchem Transfergespräch zugute.


    Der frühere Fußball-Weltstar hat sich auch durch nichts und niemanden von seiner Linie abbringen lassen, verstärkt auf jugendliches Talent zu setzen.


    Dabei spielten ihm die ähnliche Philosophie des Trainers und des Managers in die Karten. Der Prozess ist keineswegs abgeschlossen, doch Völler kann hier und heute auf ein stimmiges Konzept verweisen und guten Gewissens versprechen: „Wir haben den Umbruch großartig gemeistert. Wir können und wir wollen angreifen in der neuen Saison.“


    Vor allem die Sturm-Besetzung macht dem früheren Stürmer einen Riesenspaß. Kießling und Barbarez, ein ungewöhnliches Paar, der eine 22, der andere 34, ein jugendlicher Himmelstürmer und ein abgezockter Routinier, dem in diesem Geschäft nichts menschliches fremd ist.


    „Mit Kießling sind wir ja schon lange klar“, sagt Völler, „natürlich müssen wir sparen, trotzdem haben wir mit diesem Transfer neben dem Podolski-Wechsel eine Marke gesetzt. Wer Stefan im Training gesehen hat, wird mit mir einer Meinung sein: Er macht jede Menge Spaß. Und Sergej ist genau der Führungsspieler, den wir gesucht haben. Gerade neben Kießling ein enorm wichtiger Mann.“


    Vor allem als Teamplayer versteht sich Sportmanager Michael Reschke, die Führungskraft im Hintergrund. Der 48-Jährige bringt nicht zuletzt seine Erfahrung und seine Kompetenz im Nachwuchsbereich ein. Ein Pfund, mit dem zu wuchern gerade in Zeiten schrumpfender Haushaltsmittel höchst angesagt ist.


    „Ich hoffe, dass es mir intern gelingen wird, Respekt und Anerkennung zu bekommen“, hat er sein Ziel bei seinem Amtsantritt im Juni 2004 formuliert. Längst geschafft.


    Reschke, der auch als eine Art Klammer in der Kooperation zwischen Sport und Geschäftsführung wirksam ist, kann man mit Fug und Recht als „Mr. Bayer 04“ bezeichnen.


    Seit 27 Jahren ist er hier tätig. Er war Trainer der U 17 und der U 19, wurde mit den A-Junioren (1986) Deutscher Meister und war seit 1998 als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums an einer der wichtigsten Schaltstellen des Fußball-Unternehmens in verantwortlicher Position tätig.

    "Wenn du mit Bayer den Titel holst, dann schreibst du Geschichte. Das ist etwas für die Ewigkeit."