Endlich wieder guter Fussball

  • Bayer Leverkusens Erfolg verdeckt klubinterne Probleme

    Einer wird diesen Mann für einen ganz besonderen Glücksfall halten. Denn mit Michael Skibbe, dem Nachfolger des glücklosen Klaus Augenthaler, ist der Erfolg nach Leverkusen zurückgekommen. Reiner Calmund, der ehemalige Manager, wird es ihm danken, denn endlich reden die Leute nicht mehr von ihm, sondern von Coach Skibbe und den Siegen, von einem Team, das wieder schönen Fussball spielt - ein ehemals verstörtes Kader, herausgerissen aus der Schläfrigkeit. Die Elf spielte die beste Rückrunde aller Bundesligateams. Jetzt und hier redet man über den Sport und nicht übers Geld und Affären. Um beides ging es reichlich in den letzten Wochen. 11,85 Millionen Dollar sind während der Regentschaft Calmunds in Südamerika versickert. Empfänger soll der Spielerberater Juan Figer gewesen sein, ein einflussreicher Mann. Der Verdacht eines Steuerdeliktes lag bald nahe. Bayer, so gingen die Vermutungen, habe auf diese Weise verdeckte Gehaltszahlungen an die aus Südamerika stammenden Profis geleistet.


    Es hatte alles so unscheinbar begonnen: mit einer Zahlung Calmunds an den deutschen Spielerberater Graul, der Transfer-Optionen für Bayer Leverkusen in Serbien und Kroatien tätigen sollte. Bald darauf kam der Verdacht auf, das Geld stehe im Zusammenhang mit den düsteren Gerüchten, Calmund habe Leverkusen in der desolaten Saison 2003 den Klassenerhalt erkauft. Nichts hat sich erhärtet, die Staatsanwaltschaft signalisierte vielmehr mangelnde Stichhaltigkeit.


    Vor nicht einmal zwei Monaten hatte sich herausgestellte, dass der überraschende Rücktritt Calmunds vor zwei Jahren nicht freiwillig erfolgte. Massiver Druck war die Ursache der lautlosen Demission. Anfänglich ging man von jenen 580 000 Euro aus, von der zweistelligen Millionenzahlung war keine Rede. Doch schon im Jahre 2004 stellte Bayer eine strafbefreiende Selbstanzeige, zahlte Steuern in Höhe von 3,8 Millionen Euro nach - auch diese Transaktionen bilden die Folie für das plötzliche Entschwinden Calmunds, der in den Diskussionen stets den Part des Sündenbocks bekam. Doch einer, der ihm nicht eben freundlich gegenüberstand, ist ebenso nicht schuldlos: Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser hatte Mühe, den Uninformierten zu geben.


    Das Bekanntwerden der Zahlungen an Figer ist nur ein Detail im Leverkusener Subventionsnetz. Rund 200 Millionen Euro wurden zwischen 2001 und 2004 vom Bayer-Konzern in den Klub gepumpt. Der teure Imageträger rechtfertigte die Investitionen nur eine Saison (2002) lang durch wunderschönen Fussball und die Teilnahme am Final der Champions League (1:2 gegen Real Madrid), doch ohne Titelgewinn. Der Mehrwert blieb aus; Bayer will nun sparen. Die Fussballabteilung soll Gewinne schreiben. Zunächst aber wird der Verteidiger Jens Nowotny, der lange im Rechtsstreit mit seinem Klub lag und zuletzt sogar wieder richtig gut Fussball spielte, mit der Kleinigkeit von 4,7 Millionen Euro abgefunden - das Ergebnis eines Vertrages, der unter Calmund geschlossen wurde. Noch kann sich Skibbe für ein Spiel auf die Treffsicherheit des Bulgaren Berbatow verlassen (20 Saisontore), der jedoch bei entsprechender Offerte den Arbeitgeber wechseln dürfte. In sportlichen Fragen steht Skibbe ein alter Bekannter zur Seite: Sportdirektor Rudi Völler, dem er als Bundestrainer einst assistierte. Der sportliche Konsolidierer Skibbe wird in Völler auch einen Sparkommissar finden.


    Stefan Osterhaus


    NZZ

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann