Es stinkt sehr stark vor lauter Schmutz - Kommentar aus dem Lokalsport der Rheinischen Post

  • Es stinkt sehr stark vor lauter Schmutz


    Da hat Wolfgang Holzhäuser ja völlig Recht in seiner Feststellung, dass die so genannte Finanzaffäre „eine missliche Situation für alle” und eine Belastung für den Fußball ist. Auch die Öffentlichkeit sehnt sich nach Aufklärung, ob in einem noch zu eröffnenden Verfahren oder mit Einstellung der Ermittlungen. Während dessen oder vielleicht gar danach aber wird der „Fall Calmund” noch Stoff liefern für Fragen nach Verursachern, Helfershelfern, nach Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten, nach Wissen und Nichtwissen zu bestimmten Zeitpunkten, nach Intrigen nach einem Masterplan womöglich, der hinter zunächst zögerlicher Haltung hinsichtlich behaupteter Verfehlungen und der dann sehr offensiv wirkenden Begleitung von Vorwürfen und Verdächtigungen steckt. Als höchst merkwürdige Praxis mutet gar an, dass sich, wie der „Spiegel” heute berichtet, die Bayer AG vorsorglich so etwas wie eine Expertise eines Rechtsgelehrten hat anfertigen lassen mit folgender Absicht: klären zu lassen, welche juristischen Konsequenzen eine mögliche Schiebung habe. Der beauftragte Wissenschaftler soll es es für legitim gehalten haben, Calmund bei der Trennung zur Vermeidung einer öffentlichen Auseinandersetzung eine übliche Abfindung zu zahlen. Argument: Der erwartbare immaterielle und materielle Schaden bei einer öffentlichen Diskussion über Manipulationsvorwürfe sei größer als die an Calmund zu leistende Zahlung. „Es ist legitim, alle juristischen Fragen abzuklopfen”, sagte Holzhäuser auf entsprechende Fragen. Und noch eines sagte der Geschäftsführer mit Blick auf angebliche Manipulationen: „Wenn sich herausstellen sollte, dass die Behauptungen nicht stimmen, ist das nicht so tragisch für Bayer.” Das ist eine sehr exklusive Einschätzung. Im Moment stinkt es stark vor lauter Schmutz in Leverkusen.
    Udo Bonnekoh