Landesregierung erwägt Verzicht auf Calmund

  • Ex-Manager soll Amt als WM-Botschafter abgeben


    von J. Bierschwale und K. Frigelj


    Im Medienhafen von Düsseldorf hatte Reiner Calmund eine Eingebung: "Mein Traum ist ein Endspiel zwischen Deutschland und Brasilien", sagte der ehemalige Fußballmanager von Bayer Leverkusen. Calmunds zur Schau gestellten Optimismus will der Kölner Fernsehsender RTL nutzen, der am Montag sein "WM-Team" präsentierte, dem u.a. auch der frühere Teamchef der Nationalmannschaft, Rudi Völler, angehört. Doch die aktuellen Ereignisse ließen sich nicht hinweglächeln, und so geschah bei dem Termin prompt etwas, was bei jedem öffentlichen Anlaß mit Calmund ansteht: Solidaritätsbekundungen für einen, bei dem die Unschuldsvermutung bisher gilt, obgleich ihm illegale Provisionszahlungen nachgesagt werden. Völler sah sich zu einem Statement genötigt: "Zwischen mir und Reiner Calmund gibt es kein Problem." Der Abend war laut Calmund für ihn selbst ein "emotionaler Befreiungsschlag".


    In der nordrhein-westfälischen Landesregierung sehnen sie sich indes nach einer Befreiung ganz anderer Art. Calmund wurde im November 2004 noch von Rot-Grün zum "WM-Botschafter" des bevölkerungsreichsten Bundeslandes ernannt und bezieht für seine ehrenamtliche Arbeit eine Aufwandsentschädigung von 56 000 Euro jährlich. Das Amt würde ihm die neue schwarz-gelbe Landesregierung am liebsten aberkennen, doch eine Kündigung wird noch nicht gewagt. Es wurden Gespräche geführt, die NRW-Sportminister Ingo Wolf (FDP) jedoch nicht zufriedenstellten. Es sei "schwierig, zu diesem Zeitpunkt zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen", sagte Wolf. Es gelte die Unschuldsvermutung. Pressetermine mit dem Ex-Manager sind nicht absehbar. "Das ist das Schöne", kommentierte Wolf.


    Der sportpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christof Rasche, formulierte im WELT-Gespräch drastischer: "Die ganze Situation schadet der WM. Wenn Calmund der Sache dienen will, dann sollte er selbst handeln." Er sei sicher, "wenn sich abzeichnet, daß das Faß überlauft, dann wird ihm gekündigt", so Rasche.


    Der Betroffene lehnt einen freiwilligen Rückzug allerdings ab. "Die Sache hat schon für genug Aufruhe und einen Imageschaden gesorgt, als daß man denjenigen, die diese Vorwürfe angezettelt haben, in die Karten spielt und das Amt zurückgibt. Das kommt überhaupt nicht in Frage", erklärte Calmunds Anwalt, Stefan Seitz. "Die Rolle als WM-Botschafter ist Reiner Calmund ans Herz gewachsen." Und die 56 000 Euro Aufwandsentschädigung würden die Auslagen noch nicht einmal decken. "Aus finanziellen Gründen ist das Amt für Reiner Calmund daher uninteressant, aber er ist eben ein Fußballverrückter", so der Jurist.


    Neben Seitz wird Calmund im laufenden Ermittlungsverfahren auch vom renommierten Strafrechtler Sven Thomas vertreten. Der gilt als Experte und hat sich zuletzt im Prozeß gegen den ehemaligen Vorstandschef der Mannesmann AG, Klaus Esser, bewährt. In der nächsten Woche soll Calmund von der Staatsanwaltschaft Köln vernommen werden.


    welt.de

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann