Durchzug - Vorbericht in der Rheinischen Post

  • Nach dem Reinfall auf Schalke stehen die Leverkusener bei der Partie gegen Duisburg im Wind.
    Transfers mit Sogwirkung: Nach Clemens Fritz scheinen auch für Jörg Butt die Zeichen auf Abschied zu stehen.


    Von UDO BONNEKOH


    LEVERKUSEN Nur keine Aufregung. So läuft halt das schnelllebige Geschäft, zu dem der Wechsel von Zeit zu Zeit wie selbstverständlich gehört. „Das ist ein ganz korrekter Vorgang”, sagte gestern Mittag Rudi Völler, „ich habe eben mit Klaus Allofs telefoniert.” Und nach diesem Gespräch mit Bremens Manager ist klar, dass Bayer Leverkusens Mittelfeldspieler Clemens Fritz sich wie erwartet Werder als neuen Arbeitgeber ab Sommer ausgesucht hat. In Völlers Stimme schwang nichts von Bedauern mit. „Die Entscheidung von Clemens ist nachzuvollziehen. Wir haben unsere Argumente ausgetauscht und ihm ein ordentliches Angebot unterbreitet”, betont Völler, der ganz offensichtlich weniger Vertrauen in Fritz‘ Leistungsvermögen hat als Allofs. Der gebürtige Erfurter habe nach seiner Verletzung jedenfalls sehr lange gebraucht, um wieder in Form zu kommen, stellte der Sportchef leidenschaftslos fest.
    Um normale Form freilich bemühen sich im Augenblick viele Leverkusener Profis, wenn der Reinfall auf Schalke mit diesem 4:7 als Maßstab gelten soll. Trainer Michael Skibbe aber betrachtet den Auftritt im Ruhrgebiet als singuläres Ereignis, als absoluten Ausrutscher. „Diese großen individuellen Fehler wiederholen sich nicht noch mal”, sagt der Fußballlehrer mit einiger Bestimmtheit vor der Partie am Samstag gegen den schwer gegen den Abstieg kämpfenden MSV Duisburg. Jegliche Art von Szenen will der Trainer den Seinen noch mal vorspielen, um die richtigen Schlüsse für das Duell mit Jürgen Kohlers MSV zu ziehen.
    Was schon klar ist: Jörg Butt (Völler: „Er hätte in Schalke ein, zwei Bälle halten können”) behält nach Skibbes Aussage seinen Platz im Tor, zumindest am Samstag. Alle Zeichen aber deuten darauf hin, dass Butt nach Fritz der nächste sein wird, auf dessen Kooperation die Leverkusener keinen großen Wert mehr legen. „In der übernächsten Woche werden wir mit Jörg die Situation erörtern”, betonte Völler, „dabei steht bereits fest, dass er nicht mehr so viel verdienen kann wie bisher. Wir haben mit Rene Adler bekanntlich schon verlängert, und Tom Starke, der im Moment in Paderborn gut hält, können wir im Sommer zurückholen.”
    Von Verstärkungen anderer Art ist bei Bayer nicht die Rede. „Wir haben ja im Vorgriff schon Stenman und Papadopulos verpflichtet, dazu kommt Stefan Kießling”, bekräftigte Völler, der allenfalls noch Spieler holen will, die ohne Ablöse zu haben sind. Andere freie Stellen sollen mit Personal besetzt werden, das sich bereits im Kader befindet oder dem eigenen Nachwuchs entspringt.
    Wie Skibbe das Team gegen den MSV bildet (etwa ob er Jacek Krzynowek beruft und Roque Junior oder gar Jens Nowotny) behielt er für sich. Spannung soll wohl sein.