Ukulele Orchestra of Great Britain

  • Zitat

    Original von Webgard


    Werde ich auch überlegen dahinzugehen, ist direkt bei mir um die Ecke in der Comedia.


    In der Tat, leider schon lange ausverkauft. Abgefuckt.


    27.02.2010 Dortmund ist das nächste, was in Frage kommt. Ich denke, da muss man sich auch frühzeitig drum kümmern. Wer wär denn dabei, dann kann man ja was auf die Beine stellen.

  • Abrocken mit der Bonsai-Axt


    Schickes Handy oder hippe Handtasche? Pah! Londons Szenegänger haben ein Mini-Instrument namens Ukulele zum neuen In-Accessoire erkoren. Von Klassik bis Britney Spears schrammeln sie alles auf der skurrilen Schrumpfgitarre und beweisen: Man kann mit der Bonsai-Axt sogar richtig lärmen.
    Die Mikrofone sind aufgebaut, nun klebt Tricity Vogue noch große Zettel an die Wand. Liedtexte sind darauf zu sehen und Zeichnungen von Gitarrenhälsen: Dicke Punkte zeigen an, wo die Finger bei welchem Akkord hingehören. Es kann losgehen. Die Mittdreißigerin mit dem Pagenschnitt verteilt einige Ukulelen im Publikum, die meisten haben ihre eigene dabei, und bald schrammelt das ganze Pub und singt "You are my sunshine", gefolgt von "Que sera sera".
    Es ist die Aufwärmübung für das "Ukulele Cabaret", einem von dutzenden Terminen im Londoner Veranstaltungskalender rund um die Ukulele. Das handliche Instrument, seit den dreißiger Jahren in Vergessenheit geraten, feiert an der Themse eine erstaunliche Renaissance. Wer zur Avantgarde gehören will - und das wollen in den Szenevierteln Hoxton und Shoreditch die meisten -, schafft sich eine dieser Schrumpfgitarren mit vier Saiten an. Selbst Skandalrocker Pete Doherty hat sich bereits im "Duke of Uke" blicken lassen, dem ersten und einzigen Ukulele-Fachgeschäft Londons mitten in Shoreditch. "Pete weiß halt immer, was angesagt ist", sagt Eigentümer Matthew Reynolds, der mit seiner karierten Schiebermütze und den Hosenträgern aus einer anderen Zeit zu stammen scheint. 2006 hat der 37-jährige Künstler seinen Laden für Liebhaber eröffnet. Jedes Jahr ist der Umsatz um 30 Prozent gewachsen - trotz wachsender Konkurrenz durch Online-Shops.
    Puristen wie Reynolds rümpfen angesichts der Popularisierung aber auch die Nase: Britney Spears auf der Ukulele, das grenze schon an Missbrauch. Reynolds bevorzugt Originalmusik aus den zwanziger Jahren oder Eigenkompositionen. Doch kann ihm die Verbreitung nur recht sein. Der Ukulele-Boom speise sich eben aus mehreren Quellen, sagt er diplomatisch. Im Keller unter seinem Laden hat er ein Aufnahmestudio eingerichtet, hier wird experimentiert. Er sieht die Ukulele als Symbol einer neuen Offenheit unter Musikern.


    Hip wie Bingo-Abende


    Das Unprätentiöse an der Ukulele hat Musiker immer schon gereizt: George Harrison von den Beatles etwa war bekannt dafür, stets mit zwei Ukulelen zu reisen. Doch wird die Ukulele ihren Ruf als Klamauk-Instrument wohl nicht mehr los. Seit im 19. Jahrhundert portugiesische Seeleute auf der Suche nach einem handlichen Instrument für die langen Reisen die herkömmliche Gitarre geschrumpft haben, ist die Bonsai-Version stets belächelt worden. Auf Hawaii bekam sie schließlich ihren Namen Ukulele, übersetzt "hüpfender Floh".
    Nun hat die Ukulele überraschenderweise ihren Weg nach London gefunden - und jede Woche, so scheint es, startet in irgendeinem Pub in der britischen Hauptstadt ein neuer Ukulele-Abend. Die "Bar Kick" in Shoreditch ist immer am ersten Dienstag im Monat dran, das "Snooty Fox" in Camden am letzten Donnerstag im Monat: Dort darf dann jeder "sein Uke-Ding" machen. Die Szene wird mittlerweile auf mehrere hundert Leute geschätzt, Tendenz schnell steigend. Manche nehmen die Sache sehr ernst und verkleiden sich im Forties- und Fifties-Llook, andere sind einfach auf Geselligkeit aus.
    "Es ist ein echtes Phänomen", sagt die 23-jährige Studentin Alex King. Alle ihre Freunde liefen plötzlich mit dem neuen In-Accessoire herum. "Es gibt auch süße pinkfarbene", sagt sie begeistert. "Ein ziemliches Girlie-Instrument." Sie glaubt, die Ukulele sei Kult geworden, weil sie so altmodisch sei. "Altmodisch ist hip", sagt sie, das sehe man auch an der Rückkehr der Bingo-Abende.
    Bereits seit April 2007 finden die "Ukelele Wednesdays" im "Royal George Pub" in Soho statt. "Wir machen eine Menge Lärm", sagt Stammgast Shireen Mohandes stolz. Die 48-Jährige, die auch die Veranstaltungswebsite Mightyukulele.co.uk pflegt, bezeichnet sich als typische Ukulele-Spielerin: "Nicht besonders musikalisch, aber ich mag die Gesellschaft".
    Im Pub werden die Tische zusammengeschoben, Notenblätter ausgebreitet, und dann wird gemeinsam geschrammelt. Es erinnert an die Lagerfeuerromantik der Hippie-Zeit. Und tatsächlich sitzen stets einige ergraute Pferdeschwanzträger unter den vielen jungen Menschen. Die spielerischen Möglichkeiten der Ukulele sind begrenzt, weil sie nur vier Saiten hat und der kurze Hals nur für zwei Oktaven reicht. Doch macht sie das zum idealen Instrument für Einsteiger. Schon beim ersten Mal, sagt Mohandes, könne jeder mitspielen - anders als bei der Gitarre, die echtes Üben erfordert.


    "Jeder will singen, wenn er betrunken ist"


    Die Ukulele sei der perfekte Begleiter für den Abend, sagt King: "Jeder will doch singen, wenn er betrunken ist." Man könne sie auch gut in Clubs schmuggeln, weil sie in die Handtasche passe. Inzwischen gibt es auch schon "KaraUke", laut King "eines der lustigsten Dinge überhaupt". Es funktioniert wie herkömmliches Karaoke, mit den gleichen Gassenhauern, nur dass die Begleitmusik von einer mehrköpfigen Ukulele-Live-Band kommt.
    Große Männer mit kleinen Ukulelen - und fertig ist die halbe Show. Ukuleles seien "irgendwie süß", kommentierte die "New York Times" einen Auftritt des Ukulele Orchestra of Great Britain. "Besonders wenn sie von Erwachsenen im Smoking gespielt werden".
    Das Ukulele Orchestra of Great Britain darf für sich beanspruchen, den Grundstein für das Ukulele-Comeback gelegt zu haben. Die achtköpfige Combo ist seit 1985 auf Tour, sie spielen vor ausverkauften Häusern in aller Welt - ab Freitag auch wieder in Deutschland. Ihr Erfolgsrezept: Sie covern bekannte Popsongs mit Virtuosität, Experimentierfreude - und dem gewissen Augenzwinkern, was bei der Ukulele dazugehört.
    "Die Ukulele verleitet dazu, alberne Lieder zu schreiben", bestätigt die 26-jährige Eleanor McGee, die zusammen mit ihrem Freund Jimmy die Gruppe The BonnyMcGees bildet. Sie sei vor fünf Jahren von der Gitarre zur Ukulele gewechselt - weil sie einfacher zu tragen sei, witzelt sie. "Nein, eine Ukulele ist einfach cool".


    http://www.spiegel.de/kultur/m…18,661939,00.html#ref=rss