Optimismus kennt keine Grenzen - Kommentar zum Schalke Spiel in der Rheinischen Post

  • Der Optimismus kennt keine Grenzen


    Da kann ja nicht mehr viel passieren, wenn alles mit rechten Dingen zugeht. Zwei Siege gegen Frankfurt und Wolfsburg haben nach der Winterpause gereicht, um die Leverkusener von ihren sportlichen Existenzsorgen zu befreien. Und das Programm der nächsten Wochen (gegen Duisburg und Köln) lässt vermuten, dass noch was aufs Konto kommt, ehe für gewöhnlich starke Bremer ihre Aufwartung machen. „Wir schauen natürlich nach oben”, sagte Rudi Völler am Samstag ungeachtet dieses Willkür-Fußballs, dieses nur mäßig spaßigen Auftritts von lauter Vogelwilden im Ruhrgebiet. Und der Witz schlechthin ist, dass Bayers Orientierung nicht unverzüglich mit dem Etikett Phantasterei versehen werden darf. In dieser unsäglich armseligen Liga, in der ab Rang fünf nur noch mehr oder minder anödende Blender, bieder Werkelnde oder mit viel Energie, aber ohne Potenzial strampelnde Abstiegskandidaten versammelt sind, scheint nichts unmöglich. Wer mag denn im allgemeinen Siechtum streng das Maß anlegen? Mit einigermaßen klarem Blick aber lässt sich dennoch nicht übersehen vor allem nicht nach Leverkusens Begegnungen mit Gegnern von gewisser Stärke: Bayers Personalpolitik ist nicht von hoher Fachkenntnis geprägt, die Zusammenstellung des Kaders hat wenig zu tun mit den allgemeinen Erfordernissen, sondern viel mit Flickwerk. Von den Neuzugängen ist nur Barnetta ein offensichtlicher Gewinn, einer mit Perspektive. Und im Moment ist der Schweizer dabei, auf einer Position im vorderen Mittelfeld jene Unbekümmertheit, jenen Schwung und jene Form zu verlieren, die ihn bislang als Verstärkung ausgewiesen haben. Hinter den Spitzen herrscht Leere, und die Fans werden schon mit Grausen an den Verkauf von Berbatov denken, einen der wenigen verbliebenen Bayer-Profis von internationaler Klasse. Doch der Optimismus kennt bei Bayer kaum Grenzen.
    Udo Bonnekoh